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Karneval in Marsberg anno dazumal …

22. Februar 2017
Karneval in Marsberg anno dazumal Das Brauchtum rund um den Marsberger Karneval ist sehr vielseitig. Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ hat sich auf geschichtliche Spurensuche in die Archive begeben und ist fündig geworden. Wenig zu sagen haben die Männer an Weiberfastnacht, denn an diesem Tag herrschen die Frauen. Dieser Brauch geht wahrscheinlich auf die so genannten Weiberzechen zurück, die bis ins 19. Jahrhundert hinein bekannt waren. An diesen Festen durften nur Frauen, die den Männern ansonsten weitgehend untergeordnet waren, teilnehmen. Dabei schlüpften die Frauen zum Teil in Männerrollen. An Weiberfastnacht müssen die Männer tun, was die Frauen wollen. Als äußeres Zeichen des Machtverlustes werden den Männern die Schlipse abgeschnitten oder die Schnürbänder aus den Schuhen gezogen. Oft nehmen die Frauen den Männern ein Pfand ab, wie zum Beispiel eine Mütze. Das müssen die Männer dann wieder auslösen - meist gegen alkoholische Getränke. Früher war der Donnerstag vor Rosenmontag aber in erster Linie der Festtag der Kinder: „Lütkefastnacht“ ein Fest der Schulkinder, die im leergeräumten Klassenzimmer ausgelassen tanzten und gemeinsam gekauften Weizenstuten aßen. An diesem Tag zogen größere Gruppen von etwa 25 Kindern verkleidet von Haus zu Haus, um dort mit einem Lied oder einem Spruch um Würste zu heischen. Die Kinder hängten die Mettwürste an einen Weidenstock, den so genannten Spit, der manchmal einem „Metzgerladen“ glich. Wahrscheinlich gingen ursprünglich die Armen des Dorfes auf diesen Heischegang, mit der Zeit wurde er zu einem Brauch der Kinder. Einen ähnlichen Brauch gab es gegen Ende des 19. Jahrhunderts am Rosenmontag oder Veilchendienstag in vielen Marsberger Gemeinden. Die jungen Burschen fanden sich zum „Wurstsingen“ zusammen und zogen verkleidet von Haus zu Haus. Einer der jungen Männer war dabei fast immer als Bär, einige andere als Bärentreiber verkleidet. Der „Bär“ war eine in Stroh eingewickelte Gestalt. Er wurde von den Bärentreibern in die Häuser geschickt und trieb selbst allerlei Possen zur Unterhaltung der Hausbewohner. Dabei gab es Schabernack, sketchartige Stegreifspiele sowie lärmende musikalische Darbietungen auf der „Teufelsgeige oder mit dem Rummelpott“: „Ein Reis vom Narrenbaum trägt jeder, wer er sei, der eine deckt es zu, der andre trägt es frei!“ Dafür bedankten sich die Hausbewohner, indem sie den Wurstsängern einen kräftigen Schluck ausschenkten. Bevor sie ein Haus weiter zogen, erhielten die Wurstsänger dann noch eine Mettwurst, die sie wie eine Trophäe an der mitgebrachten „Gaffel“ oder an einem langen Stock befestigten. Nach dem Rundgang wurden die eingesammelten Würste gemeinsam gegessen. Der Brauch des Wurstsingens wird zwar immer seltener gepflegt, er ist aber in einigen Orten immer noch bekannt. Der Brauch habe wohl damit zu tun, dass um Karneval herum auf vielen Höfen zum letzten Mal vor dem nächsten Herbst geschlachtet wurde und somit die begehrten Würste vorhanden waren. Ein anderer Brauch am Fastnachtstage war das Schneeballreiben der Backen und Wangen der Frauen. Hier hatten die Männer ihren Spaß. Angeblich sollten so reichhaltige Jahres-Ernte-Erträge von Äpfeln und Nüssen die Folge sein. Andernorts durften sich die Burschen draußen nicht sehen lassen, da die Mädchen sie sonst um die Düngerstätte geführt hätten. Auch das Zehenbeißen, um alles Böse und Gefährliche vom Gebissenen abzuhalten, hatte Tradition. Karnevalsumzüge waren damals nicht bekannt. „Zahlreiche Einzelveranstaltungen säumten sich im Stadtgebiet“, so ein Bericht aus 1936. In Obermarsberg wurde im Schützenhaus mit den „Musikfreunden Niedermarsberg“ gefeiert. „Trotz des ungünstigen Wetters war die geräumige Halle schon kurz nach 8 Uhr überfüllt. Kostüme in allen Farben und Trachten waren hier vertreten…besonders bei der holden Weiblichkeit“. „Die Demaskierung erfolgte um 10:30 Uhr unter größter Spannung.“ In Niedermarsberg war „das Leben und Treiben, von Frohsinn und Scherzen diktiert“. Die Kappensitzungen der Geflügelzüchter sowie der Stenografen fanden im Saale Köllner statt, der Kappenabend des VfB Marsberg und des Turnvereins im Deutschen Haus sowie ein Kostümfest der Gesellschaft „Gemütlichkeit“ im Saal Hotel Kloke-Poelmann. Weitere Feiern gab es im Hotel zur Post und im Rosenthal. Am Rosenmontag veranstaltete zum Karnevalshöhepunkt der MGV Concordia seinen traditionellen Maskenball im Deutschen Haus. „Fastnacht klang ab mit dem Kehraus am Dienstag bei Cafe Gerlach (Köllner) und am Bahnhof.“ Fotos im Anhang: 1. Fastnacht vor 95 Jahren in Niedermarsberg – „Am 25.02.1918 fand zur Erheiterung in der Anstalt für uns Patienten des Lazaretts und der Schwestern die Fassenacht statt.“, so steht es auf einer Postkarte, die aus Niedermarsberg nach Offenbach geschickt wurde. 2. Plakat zum Kappenfest des VfB Marsberg aus 1936 3. 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