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Reformation und Gegenreformation in Stadtberge

31. Oktober 2017
Reformation und Gegenreformation in Stadtberge Der katholischste „Urpunkt“ der Region war lange Zeit protestantisch geprägt Marsberg / Obermarsberg / Niedermarsberg. Sie gilt als Wiege des katholischen Christentums – die alte Stadt auf dem Berge, das historische Obermarsberg! Hier hatte einst Karl der Große die erste Kirche und das erste Kloster im heidnischen Sachsenland begründet. Fast unbekannt ist die Geschichte der Reformation und Gegenreformation in Marsberg. In keiner Stadt des Kurkölnischen Sauerlandes (Herzogtum Westfalen) hat die durch Martin Luther vor genau 500 Jahren von Wittenberg ausgehende Reformation eine so starke Aufnahme gefunden wie in Stadtberge (Ober- und Niedermarsberg). Die Gegenreformation hat im Laufe von über 250 Jahren nicht vermocht, das evangelische Leben in Stadtberge gänzlich auszurotten. Eine evangelische Gemeinde bestand in Niedermarsberg seit der Reformation. Auch nach der Gegenreformation blieben ganze, evangelisch geprägte Familien dort. Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ besitzt hierzu im Archiv des Museums „Haus Böttcher – Marsbergs Haus der Geschichte aus 1589“ interessante Urkunden, die von Friedrich Brune wissenschaftlich aufbereitet wurden. Eine alle Mittel einsetzende Gegenreformation hat also die um die Mitte des 16. Jahrhunderts fast ganz evangelisch gewordenen Städte Ober- und Niedermarsberg nicht voll rekatholisieren können. Nachdem alle Versuche des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Ernst von Bayern (1583-1612), der evangelischen Bewegung in Ober- und Niedermarsberg Herr zu werden, letztlich fehlgeschlagen waren, setzte sein Nachfolger Ferdinand von Bayern, der während des 30-jährigen Krieges Kurfürst und Erzbischof in Köln war, die ihm zu Gebote stehenden kirchlichen und staatlichen Machtmittel gegen die beiden abtrünnigen Städte ein. Am 04.11.1614 wurde von ihm die römisch-katholische Religion gewissermaßen zur Staatsreligion erklärt. Jede öffentliche Ausübung des evangelischen Glaubens in Marsberg war strengstens untersagt. Von allen Staatsämtern war der evangelisch gesinnte Bürger ausgeschlossen. In den Rat der Stadt durften nur noch gläubige Katholiken gewählt werden. In Obermarsberg fand sich aber zu jener Zeit nur ein evangelischer Bürger namens Koch, der für das Bürgermeisteramt geeignet war und nur weitere 7 katholische Bürger traten ihm als Ratsherren zur Seite. Mehr waren in Obermarsberg nicht aufzutreiben. Zum vollständigen Ratskollegium fehlten aber noch 6 Mitglieder. Sie waren in der Oberstadt nicht zu finden. Kurzerhand setzte der Kurfürst die alte Verfassung außer Kraft. Der strengkatholisch gesinnte Heinrich von Calenberg wurde aus dem Warburger Land (Hochstift) mit Sonderrechten und Vollmachten zum Amtmann über Marsberg eingesetzt. Zu diesen Gewaltmaßnahmen gesellte sich die unmittelbar kirchliche Gegenreformation. Doch der „Lutheranismus war in Marsberg nicht zu töten“, so die Urkunden. Der Propst des Stiftes hatte die Rezesse des Kurfürsten von der Kanzel zu predigen, um den „ketzerischen Protestantismus“ auszulöschen. Selbst die Schulmeister und Priester lehrten den evangelischen Glauben entgegen der Androhung von Geld-, Vollzugs- und teils sogar der Todesstrafe. Bei evangelischen Taufen sollten die Eltern 10 „Goldgülden“ und der Pastor 20 „Goldgülden“ Strafe zahlen. Weitere Strafen gab es bei Trauungen mit evangelischem Hintergrund, Kranken- oder Sterbesalbungen und bei evangelischen Begräbnissen auf dem katholisch geweihten Kirchhof. Ebenfalls wurde zu solchen Anlässen das Schweigen der katholischen Kirchenglocken befohlen, aber nicht befolgt. Im Laufe der Zeit, als die Maßnahmen in Stadtberge nicht fruchteten, wurden härtere Maßnahmen verkündet. Fremde „Visitatoren“ beispielsweise aus Werl hatten für die Durchführung zu sorgen und sollten noch drastischer vorgehen sowie evangelischen „Zierrath und Kleinodien“ einziehen. Die evangelischen Pfarrer und Gelehrten sollten direkt der Privilegien entbunden werden und Vermögen dieser Person beschlagnahmt werden. Den Schulmeistern wurden die mit „falschem Wortlaut“ geschriebenen Lehrbücher genommen. Selbst das kaputte Dachwerk der Kirchen in Ober- und Niedermarsberg bezeichnete man als evangelische Ketzerei. Dem Bürgermeister und dem Rat wurde auferlegt bei einer Strafe von 100 „Goldgülden“ die Kirchendächer zu reparieren, um den „göttlichen Zorn“ zu verhüten. All diese Maßnahmen brachten nicht den gewünschten Erfolg. Der evangelische Glaube hielt sich in Marsberg emsig über Jahrzehnte und Jahrhunderte sehr hartnäckig. Weitere Bestrebungen von der geistlichen und staatlichen Obrigkeit und der Landesherren brachten nicht den gewünschten Erfolg. Fotos im Anhang: 01 Die Luftaufnahme zeigt vordergründig die Stiftskirche Obermarsberg, das alte Benediktinerkloster, die Zehntscheune und den Obermarsberger Friedhof um das Jahr 1945. Im Tal befindet sich Niedermarsberg. 02 Diese Zeichnung spiegelt die Obermarsberger Stiftskirche samt Kloster im März 1829 wider. Auf dem Bildnis links neben dem Kloster befindet sich die Nikolaikirche. Beide Kirchen besitzen zu diesem Zeitpunkt noch den historischen Zwiebelturm. 03 Ein „Kupferschlag-Bildnis“ der Stiftskirche Obermarsberg mit barocker Turmspitze zur Situation vor 1829 – Ein Exponat des Museums „Haus Böttcher – Marsbergs Haus der Geschichte aus 1589“. #Marsberg #Obermarsberg #Niedermarsberg #Stadtberge #Reformation #Gegenreformation #Katholisch #Evangelisch #1517 #2017 #Protestantisch #Christen #Christentum #AlteStadtaufdemBerge #HistorischesObermarsberg #KarlderGrosse #Kirche #Kloster #Heiden #Sachsen #Sachsenland #Sauerland #Kurkoeln #Westfalen #Herzogtum #Luther #MartinLuther #Wittenberg #500Jahre #Geschichtsverein #Heimatverein #MarsbergerGeschichte #MarsbergerGeschichten #Archiv #Museum #MuseumHausBoettcher #HausBoettcher #HausderGeschichte #MarsbergsHausderGeschichte #FriedrichBrune #Koelner #Kurfuerst #Erzbischof #ErnstvonBayern #FerdinandvonBayern #Koeln #Katholiken #Koch #Buergermeister #Ratsherr #Ratsherren #Oberstadt #Calenberg #HeinrichvonCalenberg #Warburg #WarburgerLand #Hochstift #Amtmann #Propst #Schulmeister #Priester #Geldstrafe #Vollzugsstrafe #Todesstrafe #Visitatoren #Werl #Strafe #Landesherren #Stiftskirche #StiftskircheObermarsberg #Benediktinerkloster #Zehntscheune #Friedhof #1829 #Nikolaikirche #Zwiebelturm #Kupferschlag #Turmspitze #UnserMarsberg
Aufnahmen, Aufzeichnungen und Archivalien

23. September 2017
Aufnahmen, Aufzeichnungen und Archivalien Sammlung der Niedermarsberger Heimatfreunde übergeben Niedermarsberg / Obermarsberg. Ein wertvoller Geschichtsschatz wurde jetzt aufgestöbert. In Niedermarsberg bestand über Jahrzehnte bis zum Anfang der 1980er Jahre die Vereinigung „Heimatfreunde Niedermarsberg“. Unter der damaligen Federführung von Josef Hammerschmidt (Heimat-Josef) sammelten die Heimatfreunde alles zur Geschichte und Heimatkunde der Region aus den letzten 180 Jahren rund um Marsberg. Diese umfangreiche Sammlung wurde nun dem Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ vermacht, der sie in das Archiv des Museums „Haus Böttcher – Marsbergs Haus der Geschichte aus 1589“ übernommen hat und ab sofort geschichtlich aufbereitet. Insgesamt wurden mehrere PKW-Fuhren an Kartons von Niedermarsberg in die Museumsräume nach Obermarsberg befördert. Der Vorsitzende der „Marsberger Geschichten“, Andreas Karl Böttcher, staunte nicht schlecht, als er diesen Fundus, der mit Sicherheit in Zukunft einen gesamten Raum des Museums „Haus Böttcher“ füllen wird, sah. Darunter befinden sich u. a. viele interessante Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dem Marsberger Stadtbild mit Fotos aus der ehemaligen Villa-Rentzing, der heutigen Sekundarschule, dem ehemaligen Obermarsberger Münzgebäude oder etwa dem alten Niedermarsberger Burghof. Original-Zeichnungen auf altem Pauschpapier von ehemaligen Hausinschriften der Niedermarsberger Fachwerkhäuser und Gemälde weiterer Gebäude Marsbergs sind dieser besonderen Sammlung inbegriffen. Böttcher: „Es ist ein schier unendlicher Wissensschatz, praktisch ein voluminöses Geschichtsgedächtnis, was über Jahrzehnte aufgebaut, gesammelt und somit der Nachwelt erhalten geblieben ist!“ Alte Schriften und Original-Aufzeichnungen von dem Niedermarsberger Propst Caspari, Erfahrungs- und Erlebnisberichte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, Urkunden von Professor Kuhlmann oder Propst Hagemann lassen tief in die Geschichte Marsbergs einblicken. Aber auch am Aufbau des derzeitigen städtischen Heimatmuseums waren die damaligen Niedermarsberger Heimatfreunde beteiligt. Die Dokumente und Verträge innerhalb der Sammlung geben Auskunft über die Eigentümer, die Leihgeber und Leihgegenstände des derzeitigen städtischen Museums samt Fotos der Exponate. Den Schwerpunkt der Sammlung der Heimatfreunde Niedermarsberg bilden heimatkundliche Aspekte Niedermarsbergs, wie u. a. die Aufzeichnungen über die 1.000-Jahrfeier und Festwoche der ehemaligen Stadt Niedermarsberg im Jahr 1937 oder der Errichtung der Bahnstrecke in den 1870er Jahren. Aber auch die heutigen Ortschaften Marsbergs, weitere angrenzende Städte des Sauerlandes, das Warburger, Paderborner und Waldecker Land wurden mit teils weit über 100 Jahre alten Schriften und Fotos dokumentiert. Als „Niedermarsberger Heimatfreunde“ war man auch auf „fremden“, außerhalb von Niedermarsberg gelegenen Gebieten, aktiv und unterstütze somit heimatkundliche Bemühungen bzw. sicherte wertvolles Kulturgut, so die Urkunden: Zusammen mit dem Obermarsberger Heimatfreund Josef Thiele sorgten die Niedermarsberger für den Erhalt der Weißen Kuhle im Obermarsberger Höling. Die Weiße Kuhle wurde schon seit Jahrhunderten als Steinbruch zum Abbau von Kalkstein genutzt. In den 1950er Jahren wurde der Abbau intensiviert und es erfolgten viele Sprengungen, die das gesamte Höhlensystem stark gefährdeten. Thiele erkannte als einziger Obermarsberger Bürger den Wert der Höhle und reichte immer wieder Anträge mit Unterstützung der Heimatfreunde Niedermarsberg auf Unterlassung der Sprengungen und Unterschutzstellung der Weißen Kuhle bei den zuständigen Behörden ein. Die Obermarsberger aber dachten nur an ihren Profit. Die Eingaben hatten Erfolg und der Steinbruchbetrieb wurde zurückgefahren, später eingestellt und die Weiße Kuhle unter Schutz (u. a. Landschaftsschutz) gestellt. Heutzutage (seit dem 16.02.1990) steht die Höhle – auf der Flurparzelle 15/106 von Obermarsberg - sogar als Bodendenkmal unter der laufenden Nr. 5 in der Denkmalliste B der Stadt Marsberg. Zahlreiche Fundstücke aus der Weißen Kuhle u. a. von Höhlenbären, Przewalski-Urpferden, Wölfen, Urhirschen oder auch über 2.000 Jahre alte Knochenfunde und interessante Relikte von Menschen zeugen von der besonderen Bedeutung dieser Höhle und unterstreichen dieses Kulturgut. Nähere Informationen unter: www.Marsberger-Geschichte.de Fotos im Anhang: 01 Diese Ansichtskarte der Weißen Kuhle von Obermarsberg entstand im Jahr 1948 aus südöstlicher Richtung. Links sieht man die Steinbrecheranlage und rechts das Eingangsportal der Höhle im Höling. Heute ist die Weiße Kuhle ein Natur- und Bodendenkmal. 02 Am Rande des Hölings blickt man auf die unterhalb liegenden Gleise des Abbaus der Weißen Kuhle in Obermarsberg. Gut zu erkennen ist auch die Straße nach Heddinghausen. Das Foto ist aus den 1950er Jahren. 03 Während der Heimatfestwoche „1.000 Jahre Niedermarsberg“ im Jahr 1937 spielen Fanfarenbläser im Park der Stadtvilla Rentzing vor dem Nachbau des Bilsteinturmes in Niedermarsberg. 04 Die Stadtherren tragen das Holzmodell des Stadttores „Diemeltor“ während der Heimatfestwoche 1937 in Niedermarsberg. Das Modell wurde von den Bildhauern Larenz gefertigt. 05 Das Jubiläum 100 Jahre Postkutsche „Stadtberge – Arolsen“ in Niedermarsberg im Jahr 1951. Der Postillion Herr Bangert (aus der Trift) befindet sich in Niedermarsberg am Hotel zur Post. 06 Die „Weist“ in Niedermarsberg in den 1930er Jahren – Zu sehen ist das Haus Schultheiß Kloke. Es war später Konsum und Kolonialwarenladen für Hüttenleute. #Marsberg #Niedermarsberg #Obermarsberg #Aufnahmen #Aufzeichnungen #Archivalien #Sammlung #Heimatfreunde #HeimatfreundeNiedermarsberg #Geschichte #Geschichtsschatz #JosefHammerschmidt #HeimatJosef #Heimatkunde #Geschichtsverein #Heimatverein #MarsbergerGeschichte #MarsbergerGeschichten #Museum #MuseumHausBoettcher #HausBoettcher #HausderGeschichte #MarsbergsHausderGeschichte #AndreasKarlBoettcher #VillaRentzing #Muenzgebaeude #Burghof #Hausinschriften #Fachwerkhaeuser #Gemaelde #Schriften #PropstCaspari #ProfessorKuhlmann #PropstHagemann #GeschichteMarsbergs #Heimatmuseum #Exponate #1000Jahrfeier #Festwoche #1937 #Bahn #Bahnstrecke #Sauerland #Warburg #Paderborn #Waldeck #Fotos #JosefThiele #WeisseKuhle #Hoeling #Steinbruch #Abbau #Kalkstein #Hoehle #Bodendenkmal #Denkmal #Denkmalliste #StadtMarsberg #Fundstuecke #Hoehlenbaeren #PrzewalskiUrpferd #Woelfe #Urhirsch #Knochenfunde #Menschen #Kulturgut #Steinbrecheranlage #Naturdenkmal #Heddinghausen #Heimatfestwoche #Bilsteinturm #Stadtherren #Stadttor #Diemeltor #Larenz #Bildhauer #Postkutsche #Stadtberge #Arolsen #1851 #1951 #Postillion #Bangert #Trift #HotelzurPost #Weist #Schultheiss #Kloke #Konsum #Kolonialwarenladen #Huettenleute #UnserMarsberg
Essenthoer Kupferbergbau …

29. Juli 2017
Essenthoer Kupferbergbau Über 300 Jahre alte Urkunden sind das Fundstück des Monats Juli Essentho / Marsberg. Nicht nur in Marsberg, sondern auch an zahlreichen Orten in der näheren Umgebung sind wiederholt und zu verschiedenen Zeiten bergmännische Arbeiten auf Kupfererze unternommen worden, u. a. bei Borlinghausen, Westheim, Dalheim, Scherfede, Bleiwäsche und vor allem bei Essentho. Man kam jedoch bei den genannten Orten mit den bergbaulichen Arbeiten über mehr oder weniger ausgedehnte Schürfarbeiten kaum hinaus. Marsbergs Fundstück des Monats Juli 2017 belegt, dass bei Essentho längere Zeit größere Mengen an Kupfererzen gewonnen werden konnten. Die rund 300 Jahre alten Urkunden sind im Besitz des Marsberger Geschichts- und Heimatvereins „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ und befinden sich im Museum „Haus Böttcher – Marsbergs Haus der Geschichte aus 1589“. Sie wurden nun zum Fundstück des Monats prämiert. Die Veranlassung zu diesem Bergbau gaben die dort verbreiteten Ablagerungen des Zechsteins, dessen Schichten als wichtige kupfer- und silberhaltige Gesteine bekannt sind. Diese Kupferlagerstätten bei Essentho, am „Hohe Loh“ – nordwestlich von Marsberg, sind mehrere Jahrzehnte lang Gegenstand zahlreicher bergbaulicher Unternehmungen ab 1712 gewesen. In diesem Jahr schürfte Ludwig Wegener aus Fürstenberg, der im damaligen Herzogtum Westfalen verschiedene Bergwerke, Hütten und Hämmer betrieb, mit einer Anzahl „Interessenten“ bei Essentho die ersten Kupfererze. Es gelang ihm auch, den „Geheimen Rath Ernst Konstantin von der Asseburg“ für das neue Unternehmen zu gewinnen. Letzterer suchte bei dem damaligen „Bundesherrn“, Fürstbischof Franz Arnold von Paderborn um die Erlaubnis, am „Hohe Loh unweit Essentho und in der Umgegend, Bergarbeiten nach seinem Gutdünken vorzunehmen.“ Der von dem Gewerken Wegener angefangene und betriebene Bergbau auf Kupfer gab Veranlassung, dass auch andere „Bergbaulustige“ ihr Glück versuchten und bei Essentho nach Kupfer schürften. 1723 war es die Familie von Plettenberg, 1729 war es eine Anzahl Bergleute aus Oesdorf, die den Bergbau auf Kupfer betrieben. Später übernahm die Gewerkschaft „Elling und Komp.“ den Betrieb, der auch ein gewisser Erfolg beschrieben war. Sogar die Hofkammer des Fürstbischofs in Paderborn machte im Jahr 1726 einen Versuch auf Rechnung des Fiskus ein Kupferbergwerk bei Essentho zu eröffnen. Es scheint, dass die gewonnenen Kupfererze niemals bei Essentho verschmolzen worden sind. Die Kupfererze wurden vielmehr nach Marsberg gebracht, wo seit uralten Zeiten Kupferverhüttung stattfand. In Marsberg wurden die Essenthoer Kupfererze auf gepachteten „Hulden“ geschmolzen. Die „Huldenpacht“ betrug für jeden Tag, an dem geschmolzen wurde, zwölf Groschen. Die Anlage einer eigenen Schmelzhütte in Essentho hätte sich bei der geringen Ausbeute der betriebenen Gruben nicht gelohnt. Das kurkölnische Bergamt in Brilon verlangte im Jahr 1715 von den aus den Essenthoer Gruben nach Marsberg verfahrenen Erzen den halben Zehnten, weil Essentho, wie der ganze Kreis Büren zum Hochstift Paderborn gehörte. Das Bergamt scheint aber mit seiner Forderung nicht durchgedrungen zu sein. Die Essenthoer Gewerke hatten seit 1716 ohne Einspruch der Bergbehörde ihre Erze in Marsberg verhüttet. Die Akten der Hofkammer des Paderborner Fürstbischofs geben noch den Ertrag des Essenthoer Kupferbergbaus der Gewerken Wegener und den damaligen Preis des Kupfers an. Im Jahre 1713 und 1714 betrug die Kupfermenge 15 Zentner 21 Pfund, der Preis pro Zentner 27 Taler, der Gesamtwert 410 Taler 9 Groschen. Im Jahr 1717 20 Zentner 82 Pfund, der Preis pro Zentner 29 Taler, der Gesamtwert 602 Taler. Im Jahr 1725 78 Zentner, der Preis 27 Taler, der Gesamtwert 2.107 Taler. Im Jahr 1729 4 Zentner, der Preis 28 Taler, der Gesamtwert 114 Taler. Nach und nach sah man ein, dass der Essenthoer Bergbau sich nicht rentierte. Von 1713 bis 1729 gingen 14.167 Taler 27 Groschen für verkauftes Kupfer ein, während 14.959 Taler 19 Groschen verausgabt wurden. Deshalb wurde 1729 der Betrieb eingestellt. Später wurde noch wiederholt der Versuch gemacht, den Bergbau bei Essentho wieder aufleben zu lassen, aber jedes Mal ohne dauernden Erfolg. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden die auf den Halden des „verlassenen alten“ Kupferbergwerkes bei Essentho liegenden „sehr eisenschüssigen Berge“ auf der Marsberger Hütte beim Kupferschmelzen zugesetzt und dafür von der hiesigen Gewerkschaft ein jährliches „Rezeßgeld“ von 2 Talern an die fürstbischöfliche Regierung in Paderborn entrichtet. In späteren Urkunden heißt es: „Sie transiit gloria in Essentho. – So verging die Kupferglorie in Essentho. Aber wer weiß, - ob nicht der Kupferbergbau in Essentho einmal wieder auflebt? Wurde ja auch in Marsberg, wo seit dem 10. Jahrhundert der Bergbau auf Kupfer betrieben wurde, der Betrieb wiederholt stillgelegt. Im 18. Jahrhundert stockte so mehr oder weniger das ganze Geschäft der Kupferhütte; erst im Jahre 1818 nahm die preußische Regierung, die seit 1816 an die Stelle der hessischen getreten war, den Betrieb des Bergbaues und die Kupferfabrikation wieder auf…“ Nähere Informationen zum Fundstück des Monats finden Sie unter: www.Marsberger-Geschichte.de Fotos im Anhang: 01 Das Foto zeigt die Stadtberger Bergleute im Obermarsberger Kohlhagen in den 1890er Jahren. Ganz links ist in Uniform der Obersteiger Josef Prior aus Obermarsberg zu sehen. 02 Diese Ansichtskarte aus den 1890er Jahren zeigt oben eine Totalansicht von Essentho bei Niedermarsberg. Außerdem sind verschiedenste Gebäude des Ortes, wie z. B. das Forsthaus, die Schule und die Kapelle abgebildet. 03 Eine Aktie der Stadtberger Hütte – Sie wurde am 01. November 1872 herausgegeben und hatte einen Nennwert von „200 Thaler Preuss. Court. = 600 Mark Deutsche Reichswährung“. Unterzeichnet wurde die im Nachhinein mit Liquidationsstempeln versehene Aktie von Dr. Rentzing. 04 Dieser Blick auf Essentho entstand um das Jahr 1960. #Marsberg #Essentho #Kupfer #Bergbau #Kupferbergbau #Essenthoer #Urkunden #Fundstueck #FundstueckdesMonats #MarsbergsFundstueckdesMonats #Juli2017 #Bergmann #Kupfererze #Borlinghausen #Westheim #Dalheim #Scherfede #Bleiwäsche #Schuerfarbeiten #Geschichtsverein #Heimatverein #MarsbergerGeschichte #MarsbergerGeschichten #Museum #HausBoettcher #MuseumHausBoettcher #HausderGeschichte #MarsbergsHausderGeschichte #Kupferlagerstaette #HoheLoh #1712 #LudwigWegener #Fuerstenberg #Westfalen #Herzogtum #Bergwerke #Huetten #Haemmer #ErnstKonstantinvonderAsseburg #Fuerstbischof #FranzArnoldvonPaderborn #Gewerke #1723 #vonPlettenberg #1729 #Oesdorf #Bergleute #Gewerkschaft #Elling #Hofkammer #Paderborn #1726 #Kupferbergwerk #Kupferverhuettung #Hulden #Pacht #Huldenpacht #Schmelzhuette #Ausbeute #Gruben #Bergamt #Kurkoeln #1715 #Gruben #KreisBueren #Hochstift #Bergbehoerde #Halden #Rezessgeld #Niedermarsberg #Forsthaus #Schule #Kapelle #Stadtberge #Bergleute #Obermarsberg #Kohlhagen #Obersteiger #JosefPrior #Aktie #StadtbergerHuette #DrRentzing #Rentzing #UnserMarsberg
Die Schnade zu Stadtberge – …

26. Juni 2016
Die Schnade zu Stadtberge – Marsbergs Fundstück des Monats beschäftigt sich mit alten Grenzverläufen Marsberg / Brilon. Grenzstreitigkeiten zu verhüten oder zu schlichten ist das lohnenswerte Ziel der Menschheit! – In den Ortschaften und Städten des Sauerlandes hat sich dieses Ziel mit den Schnade- und Grenzbegängen als Tradition teils bis heute gehalten. In Brilon, wo es am Montag im Rahmen des örtlichen Schützenfestes wieder soweit ist, kann man im Schnadebuch sogar bis auf das Jahr 1388 zurückschauen. Marsbergs Fundstück des Monats Juni 2016 beschäftigt sich mit der Schnade zu Stadtberge. Hierzu hat der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ für das Museum „Haus Böttcher – Marsbergs Haus der Geschichte aus 1589“ in den letzten Tagen Urkunden aus dem Jahr 1915 zum Obermarsberger Grenzbegang erhalten. Weitere Aufzeichnungen zu Schnadegängen in früheren Jahrhunderten, die auch als kirchliche Flurumgehungen bezeichnet wurden oder von Jagd- und Flurschützen durchgeführt wurden, liegen dem Geschichtsverein vor. Sie wurden nun zum Fundstück des Monats prämiert. Christian Franz Paullini schreibt im Jahr 1686 in seinem „Chronicum der ur-alt und allererst in Sachsen wohlgestifteter Karolinischer Kirche zu Eresburg oder Stadtberge“ als Erster über die Marsberger Grenzbegänge mit den alten Flurbezeichnungen, die es teils bis heute gibt: „Die Schnade ist seit dem 30. August 1628 augenscheinlich also befunden worden.“ Er merkt an, dass dieser Brauch aber noch viel älter sei. Paullini weiter zur Schnade „vor Stadtberg zwischen Cölln und Paderborn“: „Erstlich ist dazu gekommen von Henke Wiesen die Schlucht genannt, und alda gesehen, da ein Schnadebaum, welcher mit einem X gezeichnet gewesen, verfallen, an dessen Platz ein anderer wieder zu verzeichnen befohlen worden, gleichwohl darunter und daneben hat sich einer gefunden, so mit einem X gezeichnet gewesen. Hernach ist an der Stopeke (Staupke) seitem ein Eichbaum gestanden.“ Ferner vermerkte Paullini in den Wiesen der „Staupke“ weitere Eichbäume mit einem doppelten „X“. Die Schnade zog weiter zum „Oisterholtz“ (Oesterholz), dort „wo das Gehölz zur linken Haud denen von Thulen zustände und in Paderbornsche Hoheit gelegen“ war. Dass die Markierung der Grenze an Hand der Ausweisung von „X“-Markierungen an Bäumen sehr schwierig war, stellte Paullini immer wieder fest. „Nach dem Oisterholtz ist man an eine Linde gekommen, wo verschiedene X gewesen waren, und weil die Linde unten etwas „fällig“ war, ist befohlen worden, eine neue Linde wieder dorthin zu setzen, die auch auf beiden Seiten mit einem X zu „bemerken“ ist.“ … „Die Bürger nahmen es mit der Grenze also sehr genau und machten lieber ein Malzeichen mehr als zu wenig.“ Die Markierungen der Grenze folgten den „Umhang herunter bis an die Steinbecke“ mit Schnadebäumen. „Ferner von der Steinbecke das andre Oisterholtz wieder hinan bis auf den Rummeken Padt (Pfad) gehend, nach der zur Rummekemühlen anzahl 15 Schnadebäume, so alle mit einem X bezeichnet gefunden.“ Die Schnadebäume wurden akribisch beschrieben und anzahlmäßig festgehalten. An der Rummeke standen „drei Eichbäume und ein Buchenschnadbaum“ sowie zwischen Rummeke und „Stein-Twiste an den Fußpfad“ 7 Schnadebäume (mit Pfadbaum 8 Stück). Die Schnade führte weiter zum „Hohenlau“ (Hohenloh). Paullini berichtet weiter von drei mächtigen Steinen, die als Grenze zwischen den „von Thulen und den Altenstättern (Niedermarsbergern)“ sowie denen „von Dalheim“ angesehen wurde. „Hier soll auch die Landgrenze zwischen Paderborn und Cölln sein.“ Von diesen drei Steinen und dem „gefallenen Schnadebaum“ ging die Schnade an „zwei großen Kuhlen“ und von da „auf einen geworfenen Graben zwischen dem Hohenlau (Hohenloh) und Meerhoven (Meerhof) und erstreckt sich nach dem Hettelholl.“ Von dort folgte der Weg entlang der „Assermark“ an „zwei Eichen“ an dem Felde über Oesdorf. Ein weiterer Eichbaum stand im „Bohnental“ vor dem Assergrund. Der Schnadetross zog dann hinunter bis auf den „Mühlenzein, so an der Dihmel (Diemel) gewachsen“. „Von da durch die Dihmel bis an den Huckestein, da Cölln und Paderborn ihre Grentzen endigen, und hingegen die zwischen Cölln und Waldeck angehen.“ Die Waldecker Schnade begann beim „Huckestein“ und führte über „Lütken Huckenholtz“, dem „faulen Born“, der „Wesbecke“, der „Humke“, der „allberen Holl“ bis an den „Hespringhauser Weg“. Ferner ging es über den Helmighäuser Weg zum „Harnsberg“. Dort soll ein „Waldecker Diener, Marcus genannt“ den Schnadebaum an der „Wandeliche zu Ricklinghusen abgehauen“ haben. „Dieser selbe Marcus wurde durch Bürgermeister und Rat zu Stadtberge eine geraume Zeit daselbst gefänglich gehalten“. Es wurde ihm der „Prozeß gemacht“. Vom „Harnsberg“ ging es zu den „Winterseiten“. „Hier haben auch die Waldeckischen denen von Stadtberge „hiebe vor einen Gefangenen nahmens Heinrich Huckentreiber aus dem Waldeckschen ins Stadtbergische Gefängnis geliefert.“ Der weitere Verlauf: Über die „Haspecke“, „Gerhenhöcke“, Eilhausen, der „grünen Wanne“, dem „Wenbusch“, dem „Helkenhäuser Land“, das der „Probstey“ zu Stadtberge gehörte; bis hin zum „Elias Böke Platz“, wo sich eine Grube befand. „Hieraus werden noch altes Buchenholz und Wurzeln hervorgebracht. Hierbei haben die Bürger zum Andenken verschiedene Steine geworfen. An diesem Ort und der dabei gelegenen Ländereien ging die Landschnade einen Pfad hinauf, durch eine Schlucht, die „grote Hennengrund“ genannt wurde, ins Cansteinsche.“ Die Cansteinsche Schnad wird gesondert beschrieben. Dieser Schnadeverlauf wurde im Wesentlichen bis in die Zeiten des I. Weltkrieges begangen. Danach schlief dieser Schnadegang ein und „neuzeitliche Grenzbegänge“ werden erst wieder seit jüngerer Zeit von verschiedenen Marsberger Ortschaften mit ihren „Grenzfreunden“ durchgeführt. Nähere Informationen zum Fundstück des Monats finden Sie unter: www.Marsberger-Geschichte.de Fotos im Anhang: 01 Die Obermarsberger feierten 1915 aufgrund des I. Weltkrieges an Stelle eines Schützenfestes ein Sommerfest mit einem dazugehörigen Grenzbegang, so die Urkunden. Das Foto zeigt die „Festgesellschaft“ vor den Toren Obermarsbergs. 02 Im „Wäschen“ von Obermarsberg – Das Schützenfest im Jahr 1910 mit der Festgesellschaft und der Musik. Auch für dieses Jahr ist ein Grenzbegang belegt. 03 Das Foto ist vom Obermarsberger Grenzbegang und anschließendem Fest aus dem Jahr 1911. 04 Die Festgesellschaft des „Obermarsberger Grenzbegangs“ aus dem Jahr 1914. 05 Das Foto zeigt eine Niedermarsberger Jagdgesellschaft nach einer erfolgreichen Treibjagd. Die Aufnahme entstand um das Jahr 1900. Ursprünglich wurden Schnadegänge auch von Jägern und Flurschützen durchgeführt. #Marsberg #Brilon #Schnade #Stadtberge #FundstueckdesMonats #MarsbergsFundstueckdesMonats #Grenze #Grenzen #Grenzverlaeufe #Grenzstreitigkeiten #Sauerland #Schnadegang #Grenzbegang #Schuetzenfest #Schnadebuch #1388 #Heimatverein #Geschichtsverein #MarsbergerGeschichten #Museum #MuseumHausBoettcher #HausBoettcher #Obermarsberg #ObermarsbergerGrenzbegang #Schnadegaenge #Flurumgehungen #Jagdschuetze #Flurschuetze #Paullini #ChristianFranzPaullini #1686 #Eresburg #MarsbergerGrenzbegaenge #Koeln #Paderborn #Henke #Schnadebaum #Staubke #Staupke #Oesterholz #Thuelen #vonThuelen #vonThulen #Steinbecke #Rummeke #RummekePfad #Rummekemuehle #Twiste #SteinTwiste #Hohenloh #Niedermarsberg #Altenstadt #Dalheim #Meerhof #Hettelholl #Assermark #Oesdorf #Bohnental #Assergrund #Schnadetross #Muehlenzein #Diemel #Huckestein #Waldeck #WaldeckerSchnade #Luetken #Born #Wesbecke #Humke #Hesperinghausen #Helmighausen #Harnsberg #Ricklinghausen #Winterseiten #HeinrichHuckentreiber #Haspecke #Gerhenhoecke #Eilhausen #GrueneWanne #Wenbusch #HelkenhaeuserLand #Propstei #EliasBoeke #Landschnade #Hennengrund #Canstein #Schnadeverlauf #Grenzfreunde #Sommerfest #UnserMarsberg #Waeschen #Weschen #Festgesellschaft #Jagdgesellschaft #Jaeger #Treibjagd #Flurschuetze #UnserMarsberg
Gastwirtschaften im Stadtgebiet bereicher(te)n das …

24. April 2016
Gastwirtschaften im Stadtgebiet bereicher(te)n das öffentliche Leben – Marsbergs Fundstück des Monats beschäftigt sich mit dem „Rosenthal“ Obermarsberg / Niedermarsberg. Der 23. April wird bundesweit als „Tag des deutschen Bieres“ angesehen. Denn an diesem Tag im Jahr 1516 wurde das deutsche Reinheitsgebot proklamiert. Seitdem, also seit 500 Jahren, gilt per Gesetz: In unser Bier gehört nur Wasser, Hopfen und Gerste. Es ist das älteste Lebensmittelgesetz der Welt, was sich die Menschen zu verschiedensten Anlässen schmecken lassen. Eine lange Tradition haben somit auch die Gastwirtschaften im Marsberger Stadtgebiet. Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ erhielt für das Museum „Haus Böttcher – Marsbergs Haus der Geschichte aus 1589“ weitere Urkunden, Tagebücher und Schriftstücke der Familie Becker sowie dem Obermarsberger „Rosenthal“. Der mittlerweile ergiebige Gesamtfundus zu dieser ehemaligen Gastwirtschaft und deren Inhaber-Familie wurde nun zu Marsbergs Fundstück des Monats April 2016 prämiert. Das Obermarsberger Gasthaus Rosenthal lag an der damaligen Chaussee zwischen Bredelar und Niedermarsberg. Begründet hat diese Schankwirtschaft in der (Chausseestraße 224) der Tierarzt und „Schenkwirt“ Heinrich Becker. Die Konzession zur Wirtschaft war seit dem 24.08.1868 erteilt. Als 1880 Johann Becker die Schankwirtschaft übernahm, waren sein Vater Heinrich Becker und auch seine Mutter bereits verstorben. Johann Becker beantragte 1897 die Ausweitung der Konzession zur Gast- und Schankwirtschaft, die auch genehmigt wurde. In den vielen Urkunden aus der Kaiserzeit finden sich tolle Anekdoten, aber auch interessante Geschichtsfakten wieder. Am 16.03.1880 vermerkte der Amtmann Riedel: „Die bisherige Beckersche Wirtschaft wurde nur von dem reisenden Publikum und von den Bewohnern hiesiger Stadt besucht. Die Stube rechts wird lediglich von dem besseren Publikum, namentlich des Sommers hindurch benutzt. Das Beckersche Haus ist fast das einzige in der Nähe der Stadt, wo das bessere Publikum bei Ausflügen zu verkehren pflegt.“ Links vom Eingang des Hauses war somit die „ordentliche Gaststube“ und rechts daneben „eine schöne und gut eingerichtete Stube“. Am 26.03.1880 ergänzte Riedel: „Das Beckersche Haus liegt im Stadtbezirk von Obermarsberg. Mir ist nicht bekannt, daß der p. Becker Gastwirthschaft im eigentlichen Sinne des Wortes betreibt. Soviel mir bewußt, beherbergt er Fremde nicht. Nur besuchen die Familien der hiesigen Stadt oder auch Fremde mintunter das Beckersche Haus und trinken dort geistige Getränke, Kaffee oder lassen sich Butterbrod geben.“ Das „30 Fuß lange, 22 Fuß breite und 9 Fuß bis zur Traufe hohe“ Gebäude aus den 1860er Jahren wurde mit einem Steuerwert von 240 Mark in die Steuerklasse 15 eingestuft. Das Wohnhaus mit Anbau und Stall, also die spätere Schankwirtschaft, bekam im Jahr 1897 noch einen Backofen zum Brotbacken hinzu. Auch eine „verdeckte Kegelbahn“ wurde in diesem Jahr links vom Gebäude errichtet. Hochinteressantes zum Leben und zu Geschehnissen in Marsberg spiegelt das Tagebuch vom Veterinär Heinrich Becker wider. Heinrich Becker schreibt rückblickend für das Jahr 1866: „Das Strafgericht Gottes sei ausgebrochen, müssen wir in diesem Jahr gedacht haben. Krankheit, Krieg und Missernte verbreiteten Angst und Schrecken. Der Krieg nahm ein schnelles und für Preußen siegreiches Ende. Doch der Siegesjubel war noch nicht verklungen, da ereilte überall die geplagten Menschen die Nachricht vom Ausbruch der Cholera. Hier im Amt und Umgegend sind bereits 96 Menschen erkrankt. Schon 38 Todesfälle wurden verzeichnet. Aus dem Kreis Lippstadt vermeldete man 480 Erkrankte mit 90 Toten.“ Auch in Detmold, Paderborn und Soest grassierte die tückische Krankheit. Am 12. September trat der erste Cholerafall in Stadtberge auf. Es erkrankte der Chausseearbeiter Johann Bruch. Mehrere weitere Personen erlitten Durchfall und Erbrechen. Als seuchenhygienische Maßnahme ordnete die örtliche Polizei die Desinfektion sämtlicher „Abtritte“ an. Man schüttete in die Toiletten eine „Eisenvitriol-Lösung“. Welche Panik die Cholerameldungen verbreiteten, zeigte auch die örtliche Zeitung. Begierig mögen die Leser alle Hinweise aufgenommen haben, wie sie sich vor drohender Ansteckung schützen konnten. Becker schreibt hierzu: „Neben vermeintlichen Patentrezepten finden Mediziner krankheitsvorbeugende Maßnahmen allgemeiner Arth. Der Kreisphysikus Dr. Schunck in Brilon empfiehlt eindringlich das „Warmhalten der Unterleiber“. Jeder sollte wollene Binden tragen. Die tüchtige Geschäftswelt stellte sich schnell auf solchen Bedarf ein.“ Die Geschwister Strauß in Niedermarsberg wiesen in Inseraten auf ihr reichhaltiges Lager mit Cholerabinden aller Größen hin. Darüber hinaus, so meinte der damalige Kreisarzt, sei übermäßiges Essen und Trinken zu vermeiden. Schlechte saure Biere und Weine sowie schlechten Branntwein solle man tunlichst nicht trinken. Ein gutes Bier, guter Rotwein und guter Rum könnten dagegen von Nutzen sein. Becker fragestellend: „Also sah man im Schnaps, sofern er ein guter war, durchaus ein probates Mittel gegen Cholera. Nur was tranken die, welche sich teure Spirituosen nicht leisten konnten?“ Ein besonderer Vorfall ist in den Urkunden des „Rosenthal“ für das Jahr 1888 belegt: „Zur einzigen unfriedlichen Ausnahme in der Geschichte der Schankwirtschaft“ kam es am 27. April 1888, als eine kleinere Rauferei während eines Festes zur Massenschlägerei ausartete. Aus geringfügigem Anlass kam es im Keller und später in der Schankstube zu einem Streit zwischen Soldaten und Zivilisten. Als ein „Artillerist“ seinen Säbel zog, entbrannte eine größere Schlägerei, bei der auch Stöcke und „Bhierkrüge“ zum Einsatz kamen und daher relativ viele Verletzungen zu beklagen waren. Nach und nach griffen die Gewalttätigkeiten auf weitere Räumlichkeiten und den Garten über. Die hinzukommende „Gendarmerie“ und auch die „Zuchthauswache“ konnten der Menge nicht Einhalt gebieten, bis schließlich eine 50 Mann starke Einheit „Schwerer Reiter“ eintraf und „Säbel schwingend einritt“. Als die Streitigkeiten ausbrachen, war nur ein einziger „Wachtmeister“ im Einsatz, was in einer späteren Untersuchung als ein Grund für die Eskalation angesehen wurde. Teilweise wurde auch die Erhöhung des Bierpreises an diesem Tag als eigentliche Ursache für die Reizbarkeit der Festbesucher vermutet. Fakt war aber lt. den Ermittlungen, dass der „Artillerist“ vom Wirt keine „geistigen Getränke“ mehr ausgeschenkt bekam und diese sich im Keller selbst besorgen wollte. Nähere Informationen zum Fundstück des Monats finden Sie unter: www.Marsberger-Geschichte.de Fotos im Anhang: 01 An der damaligen Chausseestr. 224 an der direkten Grenze zu Niedermarsberg war das Gasthaus Rosenthal der „letzte Außenposten der Stadt Obermarsberg“. Die Aufnahme entstand um 1900 und zeigt die Inhaber-Familie Becker. 02 Gasthof Rosenthal, Inhaber Johann Becker, um 1905 – Vor dem Gebäude sind Johann und Josephine Becker sowie einige ihrer 13 Kinder abgebildet. 03 Das Foto zeigt die Familie Becker aus dem Rosenthal in Obermarsberg, ca. 1910 – Am Tisch sitzen das Ehepaar Josephine und Johann Becker. 04 Hausmusik im Gasthof Rosenthal in Obermarsberg – Das Foto zeigt v. l. n. r. Leo Greiner, Jupp Giller, Hans, Bernhard Götte und Karl Becker. 05 Das Foto bildet Pferd „Hans“ sowie die Tierarztkutsche vom Veterinär Johann Becker (sitzt in der Kutsche) ab. Die Aufnahme ist aus ca. 1910. Sein Vater Heinrich Becker war ebenfalls Tierarzt. #Marsberg #Niedermarsberg #Obermarsberg #Rosenthal #GasthausRosenthal #FundstueckdesMonats #MarsbergsFundstueckdesMonats #TagdesBieres #Reinheitsgebot #MarsbergerGeschichten #HausBoettcher #MuseumHausBoettcher #HausderGeschichte #MarsbergsHausderGeschichte #Becker #FundstueckApril #Bredelar #TierarztBecker #HeinrichBecker #JohannBecker #Schankwirtschaft #AmtmannRiedel #GastwirtBecker #Stadtberge #JohannBruch #DrSchunck #GeschwisterStrauss #Cholera #UnserMarsberg #WOLL
Marsbergs Fundstück des Monats beschäftigt sich …

3. April 2016
Marsbergs Fundstück des Monats beschäftigt sich mit der Wiederinbetriebnahme der Marsberger Kupferhütte – Urkunden und Medaille gelten als Raritäten Niedermarsberg. Der Bergbau hat in Marsberg eine lange Tradition. Nicht erst seit der Verleihung der Rechte durch Konrad III. im Jahr 1150 schürfte man nach Kupfer, Gold, Silber, Blei und Zinn. Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ erhielt jetzt für das Museum „Haus Böttcher – Marsbergs Haus der Geschichte aus 1589“ neue, geschichtsaufhellende Urkunden und eine Bergbau-Medaille. Sie wurden zu Marsbergs Fundstück des Monats März 2016 prämiert. Das Fundstück des Monats beschäftigt sich mit der Wiederinbetriebnahme der Marsberger Kupfergewinnung ab dem Jahr 1935. Am 29. Dezember 1934 fand in Köln die Generalversammlung der Stadtberger Hütte AG i. L. statt. Sie genehmigte die Jahresrechnung für die Jahre 1933/34 und erteilte dem Liquidator sowie dem Aufsichtsrat Entlastung. Aktionär Bunse aus Niedermarsberg hielt längere Ausführungen zur Wiederinbetriebnahme des Werkes, um die „Arbeiter in Brot zu halten“. Er regte an, der Stadt Niedermarsberg oder einer zu gründenden Arbeitsgemeinschaft das Werk zu verkaufen. Die Verwaltung erwiderte allerdings, dass das Restvermögen in Form von Geschäftsanteilen an die Immobilien-Verwertungsgesellschaft in Niedermarsberg verkauft worden sei. Dabei hatte sich jedoch die Stadtberger Hütte die Möglichkeit offen gehalten, die Anteile bis zum 01. Juli 1935 zu einem angemessenen Preis zurückzukaufen. Es folgte eine längere Diskussion über den Ankauf von Geschäftsanteilen. Schließlich stimmte die Versammlung einem Antrag zu, wonach „Beträge, die nicht genügen um mindestens ½ % je Aktie zur Verteilung zu bringen, von dem Liquidator an die NSV in Niedermarsberg gezahlt werden sollen, mit der Bestimmung, diese zugunsten früherer Arbeiter der Gesellschaft zu verwenden.“ Die Marsberger Öffentlichkeit stellte sich fortan nach der Aktionärsversammlung die Frage „Was wird mit der Kupferhütte?“ Hier sollten für die vielen Berg- und Hüttenleute, die schon zu diesem Zeitpunkt über vier Jahre lang darauf warteten, Antworten folgen. Seit der Krise im Jahr 1930 war das auch die Sorge der amtlichen Stellen. Denn durch die Stilllegung wurden hunderte von Arbeitern erwerbslos, sodass sich im Amt Niedermarsberg im gesamten Kreis Brilon die meisten Arbeitslosen befanden. Anfang Januar 1935 war es dann soweit. Der Wege der Selbsthilfe mit der Hoffnung auf staatliche Mittel sollte energisch beschritten werden. Im Saal des Café Gerlach in Niedermarsberg fand die Informationsveranstaltung „Glückauf zum frischen Beginnen!“, zu der sich über 350 Personen aus Niedermarsberg und allen umliegenden Orten einfanden, statt. Herr Mönig begrüßte die Anwesenden und übergab sofort das Wort an den Betriebsleiter a. D. Josef Bunse. Er sprach über die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft, die als Träger der Hütte in Frage kommen könnte. Erst wenn diese Arbeitsgemeinschaft gebildet würde, könne man „nach der wirtschaftsrechtlichen und finanziellen Seite hin, zielklar“ auftreten. „Ohne einen staatlichen Zuschuss“, so Bunse „könne die Hütte weder in Betrieb genommen werden, noch mit den maßgeblichen Regierungsstellen verhandelt werden.“ Josef Bunse bezifferte die Kosten einer Inbetriebnahme auf über 300.000 RM. Genaue „Kostenanschläge“ wurden eingeholt. Täglich könnten, so Bunse, 200 Tonnen an „Mindestproduktion“ gefördert werden. Sachverständige vor Ort behaupteten, dass „die Hütte eines Tages wieder in vollen Betrieb“ kommen könnte, da die Bestände noch ziemlich „reich“ sein würden. „Sie bieten bei einer täglichen Produktion von 200 Tonnen aufgeschlossene Abbaumöglichkeit für 10 Jahre.“ Bei dem damaligen niedrigen Preis des Kupfers erforderte allerdings die Förderung und Verhüttung des Kupfers im „Flotationsverfahren“ einen jährlichen Reichszuschuss von über 180.000 RM. Dieser Betrag würde aber durch die staatlichen Mittel für „200 Notstandsarbeiter, die auf der Hütte Beschäftigung finden würden, mehr als gedeckt werden, sodass nach entsprechenden Verhandlungen mit dem Arbeitsamt und den maßgeblichen Stellen die laufenden Arbeitslöhne staatlicherseits bezahlt würden. … 10 Herren müssen gefunden werden, um einen Ausschuss zu bilden, der die Konstituierung der Arbeitsgemeinschaft vornimmt“. Insbesondere sollte der Ausschuss die gesamten Liegenschaften der Hütte von den damaligen 7 Gesellschaftern der Immobilienverwertungsgesellschaft zurückverlangen. Obersteiger i. R. E. Müßener gab noch einen geschichtlichen Rückblick zur Marsberger Kupfergewinnung und auf die Krisenjahre der Stadtberger Hütte. Er bekräftigte Bunses Vorhaben, da es immer in schwierigen Zeiten gelungen sei, das „Ruder herumzureissen“. Diesen Worten schloss sich auch Amtsbürgermeister Brümmer an: „…mit der Unterstützung des aus der Vaterstadt stammenden Landsmannes, Ministerialdirektor in Berlin, Dr. Runte haben wir eine gute Unterstützung! – Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! – Glück auf!“ Es wurde ein Ausschuss gegründet. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft wurde Josef Bunse. Weitere Mitglieder: Franz Götte (Giershagen), Heinrich Böhmer (Leitmar), Franz Wild (Erlinghausen), Josef Dinkelmann (Westheim), Wilhelm Uto (Helmighausen), Wilhelm Sänger (Hesperinghausen), August Vollmer (Obermarsberg), Wilhelm Schluer (Madfeld), Ewald Müßener (Niedermarsberg), Philipp Böttcher (Niedermarsberg), Bürgermeister Werpers sowie Herr Mönig (Niedermarsberg). Über 200 Einzeichnungen als Mitglied mit einem Beteiligungsbetrag von je 100 RM konnten sofort an dem Abend vermeldet werden: Eine gute Grundlage für die spätere Wiederaufnahme der Kupfergewinnung in Marsberg, die dann auch erfolgreich von Statten ging. – Zu Marsbergs Fundstück des Monats März 2016 gehören nicht nur die Unterlagen aus der Zeit von 1934 bis 1938, sondern auch eine Bergbau-Medaille. Sie stammt aus dem Jahr 1938 und ist ein Bronzeguss. Sie wurde in Gedenken an die Wiederaufnahme der Marsberger Kupfergewinnung gegossen. Die Aufschrift: „Kupferbergbau Stadtberge zu Niedermarsberg G. M. B. H. – 1938“. Sie bildet den Niedermarsberger Bergmann und Hüttengebäude ab. Nähere Informationen zum Fundstück des Monats finden Sie unter: www.Marsberger-Geschichte.de Fotos im Anhang: 01 Das Foto – ein Blick auf die Mühlenstraße in Niedermarsberg – stammt aus ca. 1895. Rechts sind einige Gebäude der Hütte zu sehen. Das weiße, markante Gebäude (bildmittig) ist die Mühle Bunse. 02 Medaille zum „Kupferbergbau Stadtberge“ zu Niedermarsberg GmbH, 1938, Vorderseite 03 Medaille zum „Kupferbergbau Stadtberge“ zu Niedermarsberg GmbH, 1938, Rückseite #Marsberg #Stadtberge #FundstueckdesMonats #MarsbergsFundstueck #MarsbergerKupferhuette #Niedermarsberg #JosefBunse #Bergbau #BergbauMarsberg #Kilianstollen #KonradIII #Kupferbergbau #MarsbergerGeschichten #MarsbergerGeschichte #MuseumHausBoettcher #HausBoettcher #Museum #BergbauMedaille #Kupfergewinnung #StadtbergerHuette #CafeGerlach #EwaldMuessener #Obersteiger #Ministerialdirektor #DrRunte #NiedermarsbergerBergmann #UnserMarsberg