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Marsberger Karnevalsbräuche und Feierlichkeiten …

11. Februar 2018
Marsberger Karnevalsbräuche und Feierlichkeiten im I. Weltkrieg Soldat Wagner aus Offenbach berichtet aus dem Lazarett im Johannesstift Marsberg. Karneval wird heutzutage überall im Sauerland ausgiebig gefeiert. Die Narren ziehen an Lüttke-Fastnacht, dem Weiberkarneval oder bei den vielen Karnevalszügen von Haus zu Haus und bunt durch die Straßen und Gassen der Dörfer. Auch zu Kriegszeiten ließ sich die Bevölkerung trotz Front- und Schreckensmeldungen ihren Spaß an diesem urtypischen Fest nicht nehmen und feierte. Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ hat hierzu einen interessanten Schriftwechsel und Fotomaterial aus dem letzten Jahr des I. Weltkrieges erhalten. Vor 100 Jahren, im Jahr 1918 war im St. Johannesstift ein Kriegslazarett eingerichtet. Der Soldat Bruno Wagner berichtet von seinen Erlebnissen, den Festivitäten und Gebräuchen der Marsberger, indem er in seine Heimatstadt Offenbach der Familie schriftlich Bericht erstattet. Die Feierlichkeiten wurden selbst an der Front nicht vergessen. Rund 20 Briefe bzw. Postkarten zeugen davon. Denkt man an die Schützengräben und Schlachtfelder im Ersten Weltkrieg, fällt einem der Karneval sicherlich als letztes ein. Dort wo Mühsal, Leid, Tod und Trauer herrschten, gab es aber auch eine Form „des Verkleidens und des ausgelassenen Karnevals“ so die Aufzeichnungen von Wagner. Im Niedermarsberger Lazarett sorgten die Kameraden und auch die Marsberger Bevölkerung mit allerlei Feldpostpäckchen für einige kurze, freudige Stunden an der Front. Den Paketen waren neben alkoholischen Getränken, „Gaze- und Domino-Masken“ bzw. selbst „Nasen, Konfetti und Luftschlangen“ beigelegt. Wagner: „An den Verbot des Ausschanks von Branntwein, Versammlungen bzw. Sitzungen, dem Tragen von Kostümen oder Masken sowie dem Singen von Liedern hielt sich niemand“. In Niedermarsberg dehnte man die eigentliche Polizeistunde „auch auf geschlossene Gesellschaften“ aus. „Sie ist unter Aufhebung aller Ausnahmen auf zwölf Uhr abends festgesetzt.“ Wer sich daran nicht hielt, konnte mit Strafe von bis zu einem Jahr Gefängnis rechnen. Wagner weiter: „Trotzdem wurde gefeiert!“. Denn „wenig zu sagen haben die Männer an Weiberfastnacht“, so der Bericht zum Marsberger Karneval im Jahr 1918. „Die Frauen herrschen hier und andernorts. Oft nehmen die Frauen den Männern ein Pfand ab, wie zum Beispiel eine Mütze. Das müssen die Männer dann wieder auslösen - meist gegen alkoholische Getränke.“ Wagner erlebt in der Niedermarsberger Innenstadt den Karneval und beschreibt wunderbar die Geschehnisse vor Ort, die er aus Offenbach teils nicht kannte bzw. in Offenbach anders begangen wurden: „Die Kinder feiern am Donnerstag: „Lütkefastnacht“ ein Fest der Schulkinder, die im leergeräumten Klassenzimmer ausgelassen tanzen und gemeinsam gekauften Weizenstuten essen. An diesem Tag ziehen größere Gruppen von etwa 25 Kindern verkleidet von Haus zu Haus, um dort mit einem Lied oder einem Spruch um Würste zu heischen. Die Kinder hängten die Mettwürste an einen Weidenstock, den so genannten Spit, der manchmal einem „Metzgerladen“ glich.“ Ältere Bürger Marsbergs erläuterten ihm diesen Brauch: Ursprünglich gingen die Armen des Dorfes auf diesen Heischegang, mit der Zeit wurde er zu einem Brauch der Kinder. Eine ähnliche Tradition gab es am Rosenmontag und Veilchendienstag in Marsberg. Die jungen Burschen fanden sich zum „Wurstsingen“ zusammen und zogen verkleidet von Haus zu Haus. Einer der jungen Männer war als Bär, einige andere als Bärentreiber verkleidet. Der „Bär“ war eine in Stroh eingewickelte Gestalt. Er wurde von den Bärentreibern in die Häuser geschickt und trieb selbst allerlei Possen zur Unterhaltung der Hausbewohner bei. Dabei gab es Schabernack, sketchartige Stegreifspiele sowie lärmende musikalische Darbietungen auf der „Teufelsgeige oder mit dem Rummelpott“: „Ein Reis vom Narrenbaum trägt jeder, wer er sei, der eine deckt es zu, der andre trägt es frei!“ Dafür bedankten sich die Hausbewohner, indem sie den Wurstsängern einen kräftigen Schluck ausschenkten. Bevor sie ein Haus weiter zogen, erhielten die Wurstsänger dann noch eine Mettwurst, die sie wie eine Trophäe an dem mitgebrachten, langen Stock befestigten. Nach dem Rundgang wurden die eingesammelten Würste gemeinsam gegessen. Wagner: „Der Brauch hat wohl damit zu tun, dass um Karneval herum auf vielen Höfen zum letzten Mal vor dem nächsten Herbst geschlachtet wird und somit die begehrten Würste vorhanden sind.“ Ein anderer Brauch am Fastnachtstage war das Schneeballreiben der Backen und Wangen der Frauen. Hier hatten die Männer ihren Spaß. Wagner deutet diesen Brauch wie folgt: „Angeblich sollten so reichhaltige Jahres-Ernte-Erträge von Äpfeln und Nüssen die Folge sein.“ Gang und Gäbe war das Zehenbeißen, um alles Böse und Gefährliche vom Gebissenen abzuhalten. Das war eine Tradition, die er selbst seiner Familie in Offenbach nahelegte und an der er Spaß fand. Karnevalsumzüge, ähnlich wie in seiner Heimat Offenbach, waren damals nicht bekannt. „Zahlreiche Einzelveranstaltungen säumten sich aber im Stadtgebiet“. Im „Schützenhaus“ wurde mit allerlei „Musikfreunden“ gefeiert. „Trotz des ungünstigen Wetters war die geräumige Halle schon kurz nach 8 Uhr überfüllt. Kostüme in allen Farben und Trachten waren hier vertreten…besonders bei der holden Weiblichkeit“ „Die Demaskierung erfolgte um 11 Uhr unter größter Spannung.“ In Niedermarsberg war „das Leben und Treiben, von Frohsinn und Scherzen diktiert“. Die Kappensitzungen der Geflügelzüchter sowie der Stenografen fanden im Saale Köllner statt, der Kappenabend der Sportsfreunde und des Turnvereins im Deutschen Haus sowie ein Kostümfest der Gesellschaft „Gemütlichkeit“ im Saal Hotel Kloke-Poelmann. Weitere Feiern gab es im Hotel zur Post und im Rosenthal. Am Rosenmontag veranstaltete zum Karnevalshöhepunkt der MGV Concordia seinen traditionellen Maskenball im Deutschen Haus. „Fastnacht klang ab mit dem Kehraus am Dienstag bei Café Gerlach (Köllner) und am Bahnhof.“ Wagner: „Und auch wir, teils leicht- und schwerverwundet hatten heitere Stunden im Lazarett mit den Schwestern. … Der Krieg ist fernab, mögen wir ihn nie wiedersehen!“ Nähere Informationen zum Marsberger und Sauerländer Brauchtum finden Sie unter: www.Marsberger-Geschichte.de Fotos im Anhang: 01 Fastnacht vor 100 Jahren in Niedermarsberg – „Am 25.02.1918 fand zur Erheiterung in der Anstalt für uns Patienten des Lazaretts und der Schwestern die Fassenacht statt.“, so steht es auf einer Postkarte, die aus Niedermarsberg nach Offenbach geschickt wurde. Foto: Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V. 02 Die Ansichtskarte zeigt das Marsberger „Kriegslazarett St. Johannesstift“ und die umliegenden Gebäude an der Bredelarer Straße in Niedermarsberg. Das Bildnis entstand im I. Weltkrieg von 1914-1918. Oben auf dem Eresberg ragt die Stiftskirche von Obermarsberg empor. Foto: Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V. 03 Das Karnevalsplakat der Druckerei und des Geschäfts Boxberger wurde als Werbung ab dem Jahr 1922 für Accessoires genutzt. Foto: Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V. 04 Das Plakat aus dem Jahr 1936 bewirbt das karnevalistische Kappenfest des VfB Marsberg im Deutschen Haus. Foto: Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V. #Marsberg #Niedermarsberg #Marsberger #Karneval #Karnevalsbraeuche #Feier #Feiern #Feierlichkeiten #Weltkrieg #IWK #Soldat #Wagner #Offenbach #Lazarett #Johannesstift #Sauerland #Narren #Fastnacht #LüttkeFastnacht #Weiberkarneval #Umzug #Karnevalszuege #Kriegszeit #Fest #Geschichtsverein #Heimatverein #MarsbergerGeschichte #MarsbergerGeschichten #Schriftwechsel #Fotomaterial #1918 #2018 #Kriegslazarett #BrunoWagner #Brauch #Braeuche #Front #ErsterWeltkrieg #Niedermarsberger #NiedermarsbergerLazarett #Kameraden #Bevoelkerung #Feldpost #Feldpostpaeckchen #Front #Pakete #Alkohol #GazeMasken #DominoMasken #Nasen #Konfetti #Luftschlangen #Verbot #Ausschank #Branntwein #Versammlungen #Sitzungen #Kostueme #Masken #Singen #Lieder #Polizeistunde #Gesellschaft #Weiberfastnacht #MarsbergerKarneval #Innenstadt #Schulkinder #Weizenstuten #Wuerste #Wurst #Mettwuerste #Weidenstock #Spit #Metzgerladen #Heischegang #Kinder #Tradition #Rosenmontag #Veilchendienstag #Knospensonntag #Wurstsingen #Baer #Stroh #Baerentreiber #Possen #Unterhaltung #Schabernack #Sketche #Stegreifspiele #Laerm #Musik #Darbietungen #Teufelsgeige #Rummelpott #Narrenbaum #Wurstsaenger #Mettwurst #Schlachten #Fastnachtstage #Schneeballreiben #Backen #Wangen #Ernte #Zehenbeissen #Spass #Karnevalsumzuege #Stadtgebiet #Schuetzenhaus #Musikfreunden #Maskierung #Demaskierung #Frohsinn #Scherze #Kappensitzung #Gefluegelzuechter #Stenografen #Saal #Koellner #Kappenabend #Sportsfreunde #Turnverein #DeutschesHaus #Kostuemfest #Gesellschaft #Gemuetlichkeit #KlokePoelmann #HotelzurPost #Rosenthal #Karnevalshoehepunkt #MGV #Concordia #Maskenball #Kehraus #CafeGerlach #Bahnhof #Schwestern #Krieg #Anstalt #Patienten #Fassenacht #Postkarte #Ansichtskarte #BredelarerStrasse #19141918 #Eresberg #Stiftskirche #Obermarsberg #Karnevalsplakat #Druckerei #Boxberger #Werbung #1922 #Accessoires #Plakat #1936 #Kappenfest #VfBMarsberg #UnserMarsberg
Allgemein
Karneval in Marsberg anno dazumal …

22. Februar 2017
Karneval in Marsberg anno dazumal Das Brauchtum rund um den Marsberger Karneval ist sehr vielseitig. Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ hat sich auf geschichtliche Spurensuche in die Archive begeben und ist fündig geworden. Wenig zu sagen haben die Männer an Weiberfastnacht, denn an diesem Tag herrschen die Frauen. Dieser Brauch geht wahrscheinlich auf die so genannten Weiberzechen zurück, die bis ins 19. Jahrhundert hinein bekannt waren. An diesen Festen durften nur Frauen, die den Männern ansonsten weitgehend untergeordnet waren, teilnehmen. Dabei schlüpften die Frauen zum Teil in Männerrollen. An Weiberfastnacht müssen die Männer tun, was die Frauen wollen. Als äußeres Zeichen des Machtverlustes werden den Männern die Schlipse abgeschnitten oder die Schnürbänder aus den Schuhen gezogen. Oft nehmen die Frauen den Männern ein Pfand ab, wie zum Beispiel eine Mütze. Das müssen die Männer dann wieder auslösen - meist gegen alkoholische Getränke. Früher war der Donnerstag vor Rosenmontag aber in erster Linie der Festtag der Kinder: „Lütkefastnacht“ ein Fest der Schulkinder, die im leergeräumten Klassenzimmer ausgelassen tanzten und gemeinsam gekauften Weizenstuten aßen. An diesem Tag zogen größere Gruppen von etwa 25 Kindern verkleidet von Haus zu Haus, um dort mit einem Lied oder einem Spruch um Würste zu heischen. Die Kinder hängten die Mettwürste an einen Weidenstock, den so genannten Spit, der manchmal einem „Metzgerladen“ glich. Wahrscheinlich gingen ursprünglich die Armen des Dorfes auf diesen Heischegang, mit der Zeit wurde er zu einem Brauch der Kinder. Einen ähnlichen Brauch gab es gegen Ende des 19. Jahrhunderts am Rosenmontag oder Veilchendienstag in vielen Marsberger Gemeinden. Die jungen Burschen fanden sich zum „Wurstsingen“ zusammen und zogen verkleidet von Haus zu Haus. Einer der jungen Männer war dabei fast immer als Bär, einige andere als Bärentreiber verkleidet. Der „Bär“ war eine in Stroh eingewickelte Gestalt. Er wurde von den Bärentreibern in die Häuser geschickt und trieb selbst allerlei Possen zur Unterhaltung der Hausbewohner. Dabei gab es Schabernack, sketchartige Stegreifspiele sowie lärmende musikalische Darbietungen auf der „Teufelsgeige oder mit dem Rummelpott“: „Ein Reis vom Narrenbaum trägt jeder, wer er sei, der eine deckt es zu, der andre trägt es frei!“ Dafür bedankten sich die Hausbewohner, indem sie den Wurstsängern einen kräftigen Schluck ausschenkten. Bevor sie ein Haus weiter zogen, erhielten die Wurstsänger dann noch eine Mettwurst, die sie wie eine Trophäe an der mitgebrachten „Gaffel“ oder an einem langen Stock befestigten. Nach dem Rundgang wurden die eingesammelten Würste gemeinsam gegessen. Der Brauch des Wurstsingens wird zwar immer seltener gepflegt, er ist aber in einigen Orten immer noch bekannt. Der Brauch habe wohl damit zu tun, dass um Karneval herum auf vielen Höfen zum letzten Mal vor dem nächsten Herbst geschlachtet wurde und somit die begehrten Würste vorhanden waren. Ein anderer Brauch am Fastnachtstage war das Schneeballreiben der Backen und Wangen der Frauen. Hier hatten die Männer ihren Spaß. Angeblich sollten so reichhaltige Jahres-Ernte-Erträge von Äpfeln und Nüssen die Folge sein. Andernorts durften sich die Burschen draußen nicht sehen lassen, da die Mädchen sie sonst um die Düngerstätte geführt hätten. Auch das Zehenbeißen, um alles Böse und Gefährliche vom Gebissenen abzuhalten, hatte Tradition. Karnevalsumzüge waren damals nicht bekannt. „Zahlreiche Einzelveranstaltungen säumten sich im Stadtgebiet“, so ein Bericht aus 1936. In Obermarsberg wurde im Schützenhaus mit den „Musikfreunden Niedermarsberg“ gefeiert. „Trotz des ungünstigen Wetters war die geräumige Halle schon kurz nach 8 Uhr überfüllt. Kostüme in allen Farben und Trachten waren hier vertreten…besonders bei der holden Weiblichkeit“. „Die Demaskierung erfolgte um 10:30 Uhr unter größter Spannung.“ In Niedermarsberg war „das Leben und Treiben, von Frohsinn und Scherzen diktiert“. Die Kappensitzungen der Geflügelzüchter sowie der Stenografen fanden im Saale Köllner statt, der Kappenabend des VfB Marsberg und des Turnvereins im Deutschen Haus sowie ein Kostümfest der Gesellschaft „Gemütlichkeit“ im Saal Hotel Kloke-Poelmann. Weitere Feiern gab es im Hotel zur Post und im Rosenthal. Am Rosenmontag veranstaltete zum Karnevalshöhepunkt der MGV Concordia seinen traditionellen Maskenball im Deutschen Haus. „Fastnacht klang ab mit dem Kehraus am Dienstag bei Cafe Gerlach (Köllner) und am Bahnhof.“ Fotos im Anhang: 1. Fastnacht vor 95 Jahren in Niedermarsberg – „Am 25.02.1918 fand zur Erheiterung in der Anstalt für uns Patienten des Lazaretts und der Schwestern die Fassenacht statt.“, so steht es auf einer Postkarte, die aus Niedermarsberg nach Offenbach geschickt wurde. 2. Plakat zum Kappenfest des VfB Marsberg aus 1936 3. Karnevalsplakat von Boxbergers aus 1936 #Marsberg #Karneval #Annodazumal #Brauchtum #MarsbergerKarneval #Geschichtsverein #Heimatverein #MarsbergerGeschichten #Weiberfastnacht #Frauen #Weiberzechen #Schlipse #Schnuerbaender #Rosenmontag #Kinder #LuetkeFastnacht #Fastnacht #Schulkinder #Klassenzimmer #Wurstsammeln #Spit #Heischegang #Brauch #Veilchendienstag #Wurstsingen #Wurstsaenger #Baer #Wuerste #Hausschlachtung #Schneeballreiben #Duengerstaette #Zehenbeissen #Tradition #Karnevalsumzuege #Obermarsberg #Niedermarsberg #Schuetzenhaus #Musikfreunde #Kostueme #Maskierung #Kappensitzung #Gefluegelzuechter #Stenografen #SaalKoellner #Kappenabend #VfBMarsberg #Turnverein #DeutschesHaus #Kostuemfest #Gesellschaft #Gemuetlichkeit #Saal #KlokePoelmann #HotelzurPost #Rosenthal #MGVConcordia #Maskenball #CafeGerlach #Koellner #Bahnhof #Anstalt #Patienten #Lazarett #Schwestern #Offenbach #Kappenfest #1936 #Karnevalsplakat #Boxberger #UnserMarsberg
Wir wünschen allen einen schönen Muttertag mit …

8. Mai 2016
Wir wünschen allen einen schönen Muttertag mit unserer kleinen Geschichte... :-) Vatertag und Muttertag anno dazumal Viele Männer eilen heute am Sonntag früh in die Blumenläden, um auf der Jagd nach einem der letzten Sträuße erfolgreich zu sein. Derweil decken die Kinder zu Hause den Tisch, um der Mama eine Freude zu bereiten: Schließlich ist der zweite Sonntag im Mai seit über 90 Jahren in Deutschland der „Muttertag“. Weniger familiär, aber genauso beliebt, ist der Vatertag an Christi Himmelfahrt. Geschichtliches aus verschiedensten Archiven und Zeitungen der Region haben die „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ aufgestöbert. Der Muttertag ist ein Import aus den USA. Dort wurde er bereits im Jahr 1914 zum Staatsfeiertag erklärt. In der Schweiz war es die Heilsarmee, die den Muttertag kurz danach einführte, in Schweden war es 1919 auf Drängen der Gattin eines Volksschullehrers soweit. Die Niederländer ließen sich bis ins Jahr 1932 Zeit. Falsch ist die Behauptung, dass in Deutschland die Nationalsozialisten den Ehrentag der Mutter eingeführt haben. Zwar haben sie ihn seit ihrer Machtergreifung im Jahr 1933 propagiert, doch er wurde bereits 1923 ausgerufen. Im Wochenblatt des Kreises Büren, zu dem früher unter anderem auch die heutige Marsberger Ortschaft Meerhof gehörte, wurde im Jahr 1932 auf eine Fibel, die unter anderem die Meerhofer Kinder darauf vorbereiten sollte, den „Muttertag als schönsten Tag des Jahres für die Mütter“ zu gestalten, verwiesen. Der Muttertag sollte in positiver Erinnerung einer jeden Familie bleiben. Dieses Paderborner Druckwerk – geschrieben von „heimischen Landfrauen der Umgegend“ – wurde nicht nur in Meerhof, sondern auch in fast allen anderen Ortschaften des Sintfeldes an alle Haushalte verkauft. Die Bürener Zeitung lobte parallel einen so genannten „Muttertagsfeier-Wettkampf“ aus. Jedes Kind samt Familie konnte seine Geschichte des perfekt gestalteten Tages für die Mutter bei der Zeitung einreichen. Die Gewinner kamen aus Meerhof: Familie Agethen. An Christi Himmelfahrt haben die Väter ihren Tag. Dabei geht es weniger familiär zu als am Muttertag: Ausgerüstet mit Bollerwagen ziehen die Väter durch die Gegend. Der „Vatertag“ ist eine niederländische Erfindung aus dem Jahr 1936. Dahinter steckten Zigarrenhändler und Metzger, sie wollten am „Vatertag“ ebenso gut verdienen wie die Blumenhändler am „Muttertag“. Seinen Ursprung hat der Vatertagsausflug in den so genannten Flurumgehungen, die es unter anderem in Obermarsberg am Himmelfahrtstag im 18. und 19. Jahrhundert als nachgestellten Gang der Apostel gab. Im Laufe der Zeit wurde aus diesem kirchlichen Brauch ein fröhlicher Ausflug – vor allem die örtlichen Vereine zogen in die Ausflugslokale außerhalb Obermarsbergs. So wurden aus dem nachgestellten Gang der Apostel „Schinkentouren“ und „Herrenpartien“. Unter dem Motto „Los von Muttern“ führten die ausgelassenen Touren zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf Lastautos, Traktoren sowie Kutschen in die Wirtschaften der näheren Umgebung außerhalb des Ortes. Beliebte Lokale der Obermarsberger waren damals das „Rosenthal“ und das „Waldhaus an der Chaussee“ in Richtung Bredelar. Diesem Trend der „Ortsflucht“ wollte das Gasthaus der Familie Dicke (Bürgers), das in der Stadt lag und somit unfreiwillig einen „Ruhetag“ einlegen musste, entgegentreten. Es organisierte im Folgejahr zusammen mit dem Sturmius- und Jünglingsverein Obermarsberg ein „Erstes Vatertagsfest“ im Obermarsberger Waldstück „Hagen“ bei den „Dicken Steinen“. Dieser Treff wurde damals im Nachhinein sogar so beliebt, dass er nicht nur am Vatertag stattfand. Fotos im Anhang: 01 - Die feierlustigen Niedermarsberger Väter hatten für ihren Ausflug im Jahr 1950 Schilder entworfen: "Das waren sie", "Das sind sie", "Jetzt kommen sie" und "Heute gehn die Väter aus - Und die Mütter bleiben zu Haus". Mit einem Lanz-Traktor samt Kutsche zogen sie los. 02 - "Wenn Mutti streikt" wurde in Marsberg um 1935 als Postkarte zum Muttertag verschickt. Handschriftlicher Vermerk: "Na, ganz so schlimm ist´s nicht". 03 - Postkarte an eine Mutter aus dem Jahr 1904. 04 - Blumen für die Mutter zum Geburtstag. Postkarte aus dem Jahr 1913. 05 - Postkarte zum Muttertag aus dem Jahr 1930. Alle Fotos und Postkarten: Marsberger Geschichten - Schlüssel zur Vergangenheit e. V. #Marsberg #Muttertag #Vatertag #Geschichte #ChristiHimmelfahrt #ZweiterSonntagimMai #MarsbergerGeschichten #Bueren #WochenblattKreisBueren #Meerhof #MuttertagsFibel #Paderborn #MeerhoferLandfrauen #Sintfeld #MuttertagsfeierWettkampf #Agethen #Vatertagsausflug #Flurumgehungen #Obermarsberg #Schinkentouren #Herrenpartien #Rosenthal #Waldhaus #Bredelar #ChausseeBredelar #Dicke #Buergers #Sturmiusverein #SturmiusvereinObermarsberg #Juenglingsverein #JuenglingsvereinObermarsberg #Vatertagsfest #Hagen #HagenObermarsberg #DickenSteinen #Niedermarsberg #UnserMarsberg
Gastwirtschaften im Stadtgebiet bereicher(te)n das …

24. April 2016
Gastwirtschaften im Stadtgebiet bereicher(te)n das öffentliche Leben – Marsbergs Fundstück des Monats beschäftigt sich mit dem „Rosenthal“ Obermarsberg / Niedermarsberg. Der 23. April wird bundesweit als „Tag des deutschen Bieres“ angesehen. Denn an diesem Tag im Jahr 1516 wurde das deutsche Reinheitsgebot proklamiert. Seitdem, also seit 500 Jahren, gilt per Gesetz: In unser Bier gehört nur Wasser, Hopfen und Gerste. Es ist das älteste Lebensmittelgesetz der Welt, was sich die Menschen zu verschiedensten Anlässen schmecken lassen. Eine lange Tradition haben somit auch die Gastwirtschaften im Marsberger Stadtgebiet. Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ erhielt für das Museum „Haus Böttcher – Marsbergs Haus der Geschichte aus 1589“ weitere Urkunden, Tagebücher und Schriftstücke der Familie Becker sowie dem Obermarsberger „Rosenthal“. Der mittlerweile ergiebige Gesamtfundus zu dieser ehemaligen Gastwirtschaft und deren Inhaber-Familie wurde nun zu Marsbergs Fundstück des Monats April 2016 prämiert. Das Obermarsberger Gasthaus Rosenthal lag an der damaligen Chaussee zwischen Bredelar und Niedermarsberg. Begründet hat diese Schankwirtschaft in der (Chausseestraße 224) der Tierarzt und „Schenkwirt“ Heinrich Becker. Die Konzession zur Wirtschaft war seit dem 24.08.1868 erteilt. Als 1880 Johann Becker die Schankwirtschaft übernahm, waren sein Vater Heinrich Becker und auch seine Mutter bereits verstorben. Johann Becker beantragte 1897 die Ausweitung der Konzession zur Gast- und Schankwirtschaft, die auch genehmigt wurde. In den vielen Urkunden aus der Kaiserzeit finden sich tolle Anekdoten, aber auch interessante Geschichtsfakten wieder. Am 16.03.1880 vermerkte der Amtmann Riedel: „Die bisherige Beckersche Wirtschaft wurde nur von dem reisenden Publikum und von den Bewohnern hiesiger Stadt besucht. Die Stube rechts wird lediglich von dem besseren Publikum, namentlich des Sommers hindurch benutzt. Das Beckersche Haus ist fast das einzige in der Nähe der Stadt, wo das bessere Publikum bei Ausflügen zu verkehren pflegt.“ Links vom Eingang des Hauses war somit die „ordentliche Gaststube“ und rechts daneben „eine schöne und gut eingerichtete Stube“. Am 26.03.1880 ergänzte Riedel: „Das Beckersche Haus liegt im Stadtbezirk von Obermarsberg. Mir ist nicht bekannt, daß der p. Becker Gastwirthschaft im eigentlichen Sinne des Wortes betreibt. Soviel mir bewußt, beherbergt er Fremde nicht. Nur besuchen die Familien der hiesigen Stadt oder auch Fremde mintunter das Beckersche Haus und trinken dort geistige Getränke, Kaffee oder lassen sich Butterbrod geben.“ Das „30 Fuß lange, 22 Fuß breite und 9 Fuß bis zur Traufe hohe“ Gebäude aus den 1860er Jahren wurde mit einem Steuerwert von 240 Mark in die Steuerklasse 15 eingestuft. Das Wohnhaus mit Anbau und Stall, also die spätere Schankwirtschaft, bekam im Jahr 1897 noch einen Backofen zum Brotbacken hinzu. Auch eine „verdeckte Kegelbahn“ wurde in diesem Jahr links vom Gebäude errichtet. Hochinteressantes zum Leben und zu Geschehnissen in Marsberg spiegelt das Tagebuch vom Veterinär Heinrich Becker wider. Heinrich Becker schreibt rückblickend für das Jahr 1866: „Das Strafgericht Gottes sei ausgebrochen, müssen wir in diesem Jahr gedacht haben. Krankheit, Krieg und Missernte verbreiteten Angst und Schrecken. Der Krieg nahm ein schnelles und für Preußen siegreiches Ende. Doch der Siegesjubel war noch nicht verklungen, da ereilte überall die geplagten Menschen die Nachricht vom Ausbruch der Cholera. Hier im Amt und Umgegend sind bereits 96 Menschen erkrankt. Schon 38 Todesfälle wurden verzeichnet. Aus dem Kreis Lippstadt vermeldete man 480 Erkrankte mit 90 Toten.“ Auch in Detmold, Paderborn und Soest grassierte die tückische Krankheit. Am 12. September trat der erste Cholerafall in Stadtberge auf. Es erkrankte der Chausseearbeiter Johann Bruch. Mehrere weitere Personen erlitten Durchfall und Erbrechen. Als seuchenhygienische Maßnahme ordnete die örtliche Polizei die Desinfektion sämtlicher „Abtritte“ an. Man schüttete in die Toiletten eine „Eisenvitriol-Lösung“. Welche Panik die Cholerameldungen verbreiteten, zeigte auch die örtliche Zeitung. Begierig mögen die Leser alle Hinweise aufgenommen haben, wie sie sich vor drohender Ansteckung schützen konnten. Becker schreibt hierzu: „Neben vermeintlichen Patentrezepten finden Mediziner krankheitsvorbeugende Maßnahmen allgemeiner Arth. Der Kreisphysikus Dr. Schunck in Brilon empfiehlt eindringlich das „Warmhalten der Unterleiber“. Jeder sollte wollene Binden tragen. Die tüchtige Geschäftswelt stellte sich schnell auf solchen Bedarf ein.“ Die Geschwister Strauß in Niedermarsberg wiesen in Inseraten auf ihr reichhaltiges Lager mit Cholerabinden aller Größen hin. Darüber hinaus, so meinte der damalige Kreisarzt, sei übermäßiges Essen und Trinken zu vermeiden. Schlechte saure Biere und Weine sowie schlechten Branntwein solle man tunlichst nicht trinken. Ein gutes Bier, guter Rotwein und guter Rum könnten dagegen von Nutzen sein. Becker fragestellend: „Also sah man im Schnaps, sofern er ein guter war, durchaus ein probates Mittel gegen Cholera. Nur was tranken die, welche sich teure Spirituosen nicht leisten konnten?“ Ein besonderer Vorfall ist in den Urkunden des „Rosenthal“ für das Jahr 1888 belegt: „Zur einzigen unfriedlichen Ausnahme in der Geschichte der Schankwirtschaft“ kam es am 27. April 1888, als eine kleinere Rauferei während eines Festes zur Massenschlägerei ausartete. Aus geringfügigem Anlass kam es im Keller und später in der Schankstube zu einem Streit zwischen Soldaten und Zivilisten. Als ein „Artillerist“ seinen Säbel zog, entbrannte eine größere Schlägerei, bei der auch Stöcke und „Bhierkrüge“ zum Einsatz kamen und daher relativ viele Verletzungen zu beklagen waren. Nach und nach griffen die Gewalttätigkeiten auf weitere Räumlichkeiten und den Garten über. Die hinzukommende „Gendarmerie“ und auch die „Zuchthauswache“ konnten der Menge nicht Einhalt gebieten, bis schließlich eine 50 Mann starke Einheit „Schwerer Reiter“ eintraf und „Säbel schwingend einritt“. Als die Streitigkeiten ausbrachen, war nur ein einziger „Wachtmeister“ im Einsatz, was in einer späteren Untersuchung als ein Grund für die Eskalation angesehen wurde. Teilweise wurde auch die Erhöhung des Bierpreises an diesem Tag als eigentliche Ursache für die Reizbarkeit der Festbesucher vermutet. Fakt war aber lt. den Ermittlungen, dass der „Artillerist“ vom Wirt keine „geistigen Getränke“ mehr ausgeschenkt bekam und diese sich im Keller selbst besorgen wollte. Nähere Informationen zum Fundstück des Monats finden Sie unter: www.Marsberger-Geschichte.de Fotos im Anhang: 01 An der damaligen Chausseestr. 224 an der direkten Grenze zu Niedermarsberg war das Gasthaus Rosenthal der „letzte Außenposten der Stadt Obermarsberg“. Die Aufnahme entstand um 1900 und zeigt die Inhaber-Familie Becker. 02 Gasthof Rosenthal, Inhaber Johann Becker, um 1905 – Vor dem Gebäude sind Johann und Josephine Becker sowie einige ihrer 13 Kinder abgebildet. 03 Das Foto zeigt die Familie Becker aus dem Rosenthal in Obermarsberg, ca. 1910 – Am Tisch sitzen das Ehepaar Josephine und Johann Becker. 04 Hausmusik im Gasthof Rosenthal in Obermarsberg – Das Foto zeigt v. l. n. r. Leo Greiner, Jupp Giller, Hans, Bernhard Götte und Karl Becker. 05 Das Foto bildet Pferd „Hans“ sowie die Tierarztkutsche vom Veterinär Johann Becker (sitzt in der Kutsche) ab. Die Aufnahme ist aus ca. 1910. Sein Vater Heinrich Becker war ebenfalls Tierarzt. #Marsberg #Niedermarsberg #Obermarsberg #Rosenthal #GasthausRosenthal #FundstueckdesMonats #MarsbergsFundstueckdesMonats #TagdesBieres #Reinheitsgebot #MarsbergerGeschichten #HausBoettcher #MuseumHausBoettcher #HausderGeschichte #MarsbergsHausderGeschichte #Becker #FundstueckApril #Bredelar #TierarztBecker #HeinrichBecker #JohannBecker #Schankwirtschaft #AmtmannRiedel #GastwirtBecker #Stadtberge #JohannBruch #DrSchunck #GeschwisterStrauss #Cholera #UnserMarsberg #WOLL