Marsbergs Fundstück des Monats beschäftigt sich mit der
Wiederinbetriebnahme der Marsberger Kupferhütte –
Urkunden und Medaille gelten als Raritäten
Niedermarsberg. Der Bergbau hat in Marsberg eine lange Tradition. Nicht erst seit der Verleihung der Rechte durch Konrad III. im Jahr 1150 schürfte man nach Kupfer, Gold, Silber, Blei und Zinn.
Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ erhielt jetzt für das Museum „Haus Böttcher – Marsbergs Haus der Geschichte aus 1589“ neue, geschichtsaufhellende Urkunden und eine Bergbau-Medaille. Sie wurden zu Marsbergs Fundstück des Monats März 2016 prämiert.
Das Fundstück des Monats beschäftigt sich mit der Wiederinbetriebnahme der Marsberger Kupfergewinnung ab dem Jahr 1935. Am 29. Dezember 1934 fand in Köln die Generalversammlung der Stadtberger Hütte AG i. L. statt. Sie genehmigte die Jahresrechnung für die Jahre 1933/34 und erteilte dem Liquidator sowie dem Aufsichtsrat Entlastung. Aktionär Bunse aus Niedermarsberg hielt längere Ausführungen zur Wiederinbetriebnahme des Werkes, um die „Arbeiter in Brot zu halten“. Er regte an, der Stadt Niedermarsberg oder einer zu gründenden Arbeitsgemeinschaft das Werk zu verkaufen. Die Verwaltung erwiderte allerdings, dass das Restvermögen in Form von Geschäftsanteilen an die Immobilien-Verwertungsgesellschaft in Niedermarsberg verkauft worden sei.
Dabei hatte sich jedoch die Stadtberger Hütte die Möglichkeit offen gehalten, die Anteile bis zum 01. Juli 1935 zu einem angemessenen Preis zurückzukaufen. Es folgte eine längere Diskussion über den Ankauf von Geschäftsanteilen. Schließlich stimmte die Versammlung einem Antrag zu, wonach „Beträge, die nicht genügen um mindestens ½ % je Aktie zur Verteilung zu bringen, von dem Liquidator an die NSV in Niedermarsberg gezahlt werden sollen, mit der Bestimmung, diese zugunsten früherer Arbeiter der Gesellschaft zu verwenden.“
Die Marsberger Öffentlichkeit stellte sich fortan nach der Aktionärsversammlung die Frage „Was wird mit der Kupferhütte?“ Hier sollten für die vielen Berg- und Hüttenleute, die schon zu diesem Zeitpunkt über vier Jahre lang darauf warteten, Antworten folgen.
Seit der Krise im Jahr 1930 war das auch die Sorge der amtlichen Stellen. Denn durch die Stilllegung wurden hunderte von Arbeitern erwerbslos, sodass sich im Amt Niedermarsberg im gesamten Kreis Brilon die meisten Arbeitslosen befanden.
Anfang Januar 1935 war es dann soweit. Der Wege der Selbsthilfe mit der Hoffnung auf staatliche Mittel sollte energisch beschritten werden. Im Saal des Café Gerlach in Niedermarsberg fand die Informationsveranstaltung „Glückauf zum frischen Beginnen!“, zu der sich über 350 Personen aus Niedermarsberg und allen umliegenden Orten einfanden, statt.
Herr Mönig begrüßte die Anwesenden und übergab sofort das Wort an den Betriebsleiter a. D. Josef Bunse. Er sprach über die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft, die als Träger der Hütte in Frage kommen könnte. Erst wenn diese Arbeitsgemeinschaft gebildet würde, könne man „nach der wirtschaftsrechtlichen und finanziellen Seite hin, zielklar“ auftreten. „Ohne einen staatlichen Zuschuss“, so Bunse „könne die Hütte weder in Betrieb genommen werden, noch mit den maßgeblichen Regierungsstellen verhandelt werden.“ Josef Bunse bezifferte die Kosten einer Inbetriebnahme auf über 300.000 RM. Genaue „Kostenanschläge“ wurden eingeholt. Täglich könnten, so Bunse, 200 Tonnen an „Mindestproduktion“ gefördert werden.
Sachverständige vor Ort behaupteten, dass „die Hütte eines Tages wieder in vollen Betrieb“ kommen könnte, da die Bestände noch ziemlich „reich“ sein würden. „Sie bieten bei einer täglichen Produktion von 200 Tonnen aufgeschlossene Abbaumöglichkeit für 10 Jahre.“ Bei dem damaligen niedrigen Preis des Kupfers erforderte allerdings die Förderung und Verhüttung des Kupfers im „Flotationsverfahren“ einen jährlichen Reichszuschuss von über 180.000 RM. Dieser Betrag würde aber durch die staatlichen Mittel für „200 Notstandsarbeiter, die auf der Hütte Beschäftigung finden würden, mehr als gedeckt werden, sodass nach entsprechenden Verhandlungen mit dem Arbeitsamt und den maßgeblichen Stellen die laufenden Arbeitslöhne staatlicherseits bezahlt würden. …
10 Herren müssen gefunden werden, um einen Ausschuss zu bilden, der die Konstituierung der Arbeitsgemeinschaft vornimmt“. Insbesondere sollte der Ausschuss die gesamten Liegenschaften der Hütte von den damaligen 7 Gesellschaftern der Immobilienverwertungsgesellschaft zurückverlangen.
Obersteiger i. R. E. Müßener gab noch einen geschichtlichen Rückblick zur Marsberger Kupfergewinnung und auf die Krisenjahre der Stadtberger Hütte. Er bekräftigte Bunses Vorhaben, da es immer in schwierigen Zeiten gelungen sei, das „Ruder herumzureissen“. Diesen Worten schloss sich auch Amtsbürgermeister Brümmer an: „…mit der Unterstützung des aus der Vaterstadt stammenden Landsmannes, Ministerialdirektor in Berlin, Dr. Runte haben wir eine gute Unterstützung! – Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! – Glück auf!“
Es wurde ein Ausschuss gegründet. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft wurde Josef Bunse. Weitere Mitglieder: Franz Götte (Giershagen), Heinrich Böhmer (Leitmar), Franz Wild (Erlinghausen), Josef Dinkelmann (Westheim), Wilhelm Uto (Helmighausen), Wilhelm Sänger (Hesperinghausen), August Vollmer (Obermarsberg), Wilhelm Schluer (Madfeld), Ewald Müßener (Niedermarsberg), Philipp Böttcher (Niedermarsberg), Bürgermeister Werpers sowie Herr Mönig (Niedermarsberg).
Über 200 Einzeichnungen als Mitglied mit einem Beteiligungsbetrag von je 100 RM konnten sofort an dem Abend vermeldet werden: Eine gute Grundlage für die spätere Wiederaufnahme der Kupfergewinnung in Marsberg, die dann auch erfolgreich von Statten ging. –
Zu Marsbergs Fundstück des Monats März 2016 gehören nicht nur die Unterlagen aus der Zeit von 1934 bis 1938, sondern auch eine Bergbau-Medaille. Sie stammt aus dem Jahr 1938 und ist ein Bronzeguss. Sie wurde in Gedenken an die Wiederaufnahme der Marsberger Kupfergewinnung gegossen. Die Aufschrift: „Kupferbergbau Stadtberge zu Niedermarsberg G. M. B. H. – 1938“. Sie bildet den Niedermarsberger Bergmann und Hüttengebäude ab.
Nähere Informationen zum Fundstück des Monats finden Sie unter: www.Marsberger-Geschichte.de
Fotos im Anhang:
01 Das Foto – ein Blick auf die Mühlenstraße in Niedermarsberg – stammt aus ca. 1895. Rechts sind einige Gebäude der Hütte zu sehen. Das weiße, markante Gebäude (bildmittig) ist die Mühle Bunse.
02 Medaille zum „Kupferbergbau Stadtberge“ zu Niedermarsberg GmbH, 1938, Vorderseite
03 Medaille zum „Kupferbergbau Stadtberge“ zu Niedermarsberg GmbH, 1938, Rückseite
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