Die Entstehung eines Ferienparadieses –
Vor über einhundert Jahren begann der Bau der Diemelstaumauer
Aufgrund des preußischen Gesetzes zur Herstellung und den Ausbau von Wasserstraßen vom 1. April 1905 wurde die Verwaltung verpflichtet, umfassende wasserwirtschaftliche Pläne zu erarbeiten, die auch Quellflüsse der Weser betrafen. So kam es zum Bau der Eder- und Diemeltalsperre.
Nach Untersuchungen für das „Diemelsammelbecken“ gab es verschiedene Standortmöglichkeiten für den Bau der Talsperre. Beispielsweise der Mauerbau bei Padberg musste fallen gelassen werden, da sich teils zu harte Eingriffe in die wirtschaftlichen Verhältnisse ergeben hätten, teils die Untergrundverhältnisse so ungünstig waren, dass schon aus technischen Gründen der Bau an der vorgesehenen Stelle nicht in Frage kommen konnte. Somit verlegte man letztlich den Bau der Talsperre nach Helminghausen.
Oberhalb des Ortes verengt sich das Diemeltal so, dass es möglich war, durch ein Absperrbauwerk von nur 200 m Länge den geplanten Stausee zu schaffen. Zuständig für den Bau wurde das Wasser- und Schifffahrtsamt in Hannoversch Münden, das vor Beginn der Arbeiten eine Zweigstelle der
Weserstrombauverwaltung nach Helminghausen verlegte.
Diese begann 1911 mit den Planfeststellungsverfahren. Nach einer Ortsbesichtigung der preußischen und waldeckischen Enteignungskommission einigte man sich, unter Berücksichtigung landwirtschaftlicher Aspekte in Heringhausen, auf einen Stausee von 20 Mio. m³ Fassungsvermögen. Im Dezember 1912 wurde mit dem Aushub der Baugrube für die Sperrmauer begonnen.
Den Zuschlag für die Bauarbeiten erhielt die Firma D. Liesenhoff GmbH, Dortmund, die schon für den Bau der alten Henne- und Möhnetalsperre verantwortlich war. Bei zehnstündiger Arbeitszeit wurden rund 300 Mann beschäftigt, darunter 90 italienische Bruchsteinmaurer. Große Schwierigkeiten machte das Heranschaffen der Maschinen und Baustoffe, soweit diese nicht an Ort und Stelle gewonnen wurden. Während des ganzen Baus mussten diese Teile auf schwierigen Wegen vom Bahnhof Bredelar mit Lastwagen und Pferdefuhrwerken herangefahren werden. Bis Mitte August 1914 lief der Betrieb störungsfrei.
Dann durchkreuzte der Erste Weltkrieg alle Pläne. Die Bauausführung wurde unterbrochen und für mehrere Jahre vollkommen stillgelegt. In den Jahren 1912 bis 1914 waren von den 69.000 m³ Mauerwerk bereits 40.000 m³ geleistet, die restlichen 29.000 m³ Mauerwerk wurden nach dem Krieg hergestellt.
Erst im April 1919 kam wieder Leben auf die Baustelle. Zunächst mussten die verfallenen Gerüste und Unterkünfte neu hergerichtet werden. Der Mangel an Baustoffen, Betriebsmaterial und Energie führte zu außerordentlichen Schwierigkeiten.
Im Mai 1920 wurde der erste Stein zur Erhöhung der Sperrmauer gesetzt. In der Zeit der Ruhrbesetzung gab es kaum noch Kohlen. Die erheblichen Ernährungsschwierigkeiten brachten Feierschichten und Streikbereitschaft mit sich. Einem ungewöhnlich schneereichen und kalten Winter 1920/21 folgte ein sehr nasser Sommer. Als dann die Bautätigkeit vor allem in der Industrie wieder zunahm, gab es kaum noch Fachleute. Der Ausgleichweiher musste angelegt werden. All dies waren Arbeiten, die vorher nicht geplant werden konnten.
Erst im Herbst 1923 konnte die Mauer bis zur Brüstung hochgeführt werden. Im Oktober kam es zu einer letzten unliebsamen Unterbrechung, als riesige Niederschlagsmengen im oberen Ittertal rund 1 Mio. m³ Wasser vor der Mauer aufstauten. Der Abbruch der wasserseitigen Gerüste und der Bau der Einlaufbecken konnten erst im November 1923 in Angriff genommen werden.
Dann stieg das Wasser jedoch so langsam, dass es bis zum 27. März 1924 dauerte, bis der See zum ersten Mal gefüllt war und zum Überlaufen kam. Zur Nutzung der gespeicherten Wassermassen entstand zusätzlich ein Kraftwerk. Die zwei Drehstromgeneratoren der Firma Siemens-Schuckert gingen 1924 in Betrieb.
Der hier erzeugte Strom mit einer Spannung von 8 KV wurde vielfältig transformiert und einerseits in die 60-KV-Leitung des waldeckischen Kreises Eisenberg und andererseits in die 24-KV-Leitung des Elektrizitätsverbandes Büren-Brilon eingespeist. Für den Zweck wurde ein Umspannwerk erforderlich, das in einem 25 m hohen Schalthaus untergebracht wurde. Dieses wurde bereits im August 1922 in Betrieb genommen. Von hier aus wurde aber auch der Strom für das Ortsnetz Helminghausen und für die umliegenden Orte bereitgestellt.
Nach Fertigstellung der Diemeltalsperre gründeten einige Dorfbewohner 1926 im Hotel „Zur Diemeltalsperre“ den Verkehrsverein Helminghausen.
Der See ermöglichte ihnen ein weites Feld der Betätigung und machte die Werbearbeit zu deren Aufgabe. Ende der 1920er Jahre richteten die Helminghauser in ihren Wohnungen Unterkünfte für die ersten anreisenden Urlauber ein. Der damalige Dorfschullehrer unterstützte den Verein in sportlichen Aktivitäten. Reichlich Abwechslung bot den Gästen auch ein 1928 eröffneter Bootsverleih.
Als eine „Erfrischungshalle“ am Badestrand der Öffentlichkeit übergeben wurde, begann die Gastronomie am Diemelsee allmählich Fuß zu fassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten die Vereinsmitglieder, erst unter erschwerten Bedingungen, ihr Hauptziel, den Gästen die Schönheit der Landschaft rund um den See zugänglich zu machen, weiter und intensiver verfolgen.
Daten zum Bauwerk „Diemeltalsperre“:
Höhe über Talsohle: 36,2 m
Höhe über Gründungssohle: 42 m
Kronenlänge: 194 m
Kronenbreite: 7 m
Basisbreite: 31 m
Kraftwerksleistung: 1 MW
Daten zum Stausee:
Wasseroberfläche: 1,65 km²
Stauseelänge: 4 km (Diemelarm) und 3,1 km (Itterarm)
Speicherraum: 19,9 Mio. m³
Fotos im Anhang:
010 Blick auf die Ortschaft Helminghausen im Diemeltal, 1905.
029 Die Vorarbeiten für den Mauerbau unterhalb des neu errichteten Sperrverwaltungsgebäudes am 7. August 1912.
031 Die Baustelle am 30. Mai 1913.
033 Der Bau des Mauerfundaments.
035 Der Bau des Grundablassstollens am linken Hang.
037 Blick ins Sperrgebiet nach dem I. Weltkrieg. In der Bildmitte sind die bereits vor dem Krieg angelieferten Grundablassrohre zu erkennen.
043 Der Zustand der Sperrmauer und des Schalthauses am 11. Oktober 1921. Zum Bau der Mauer verwendete man einen Kalk-Trass-Mörtel, dem teilweise Zement zugesetzt wurde.
052 Der Anstau am linken Grundablass-Einlauf am 24. November 1923 um 16 Uhr. Die Gerüstbäume lagern zu Flößen verbunden, um bei Seefüllung allmählich mit aufzuschwimmen.
053 Der erste Überlauf im Jahr 1924.
Text und Fotos alle in Zusammenarbeit mit: Detlef Köster, Ortsheimatpfleger von Helminghausen
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