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Neue LWL-Publikation deckt Bedeutung …

16. November 2017
Neue LWL-Publikation deckt Bedeutung mittelalterlicher Siedlung bei Marsberg auf Marsberg / Hochsauerlandkreis (lwl). Nur rund fünf Kilometer vom heutigen Marsberg (Hochsauerlandkreis) entfernt liegt die früh- bis hochmittelalterliche Wüstung Twesine. Archäologische Ausgrabungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Jahr 2000 und 2001 gaben Aufschluss über die besondere Bedeutung dieser westfälischen Siedlung: Hier ist die bisher älteste Kupferverhüttung der Region zu finden in einem der damals bedeutendsten Erzreviere Mitteleuropas, das auch das Interesse Karls des Großen erweckte. Die neue LWL-Publikation von Dr. Kristina Nowak-Klimscha fasst die Ergebnisse erstmals zusammen. Sie zeigt die Wüstung Twesine als Spielball der macht- und wirtschaftspolitischen Interessen des fränkischen Kaisers. Dass die Fläche in Sichtweite des Eresberges, dem Standort der frühmittelalterlichen Eresburg, archäologisch bedeutend ist, war bekannt. Was die Archäologen dort fanden, aber ist eine Überraschung: Bei Untersuchungen im Rahmen der Erweiterung des Gewerbegebietes "Vor dem Schlage" stießen sie auf Spuren einer ehemaligen Siedlung mit Hinweisen auf frühmittelalterliche Kupferverhüttung. Diese zählen zu den ältesten Zeugnissen der Verhüttung von Kupfererz in der Region und festigen deren Stand als eines der bedeutendsten Erzreviere Mitteleuropas. In ihrem Buch "Die früh- bis hochmittelalterliche Wüstung Twesine im Hochsauerlandkreis" zeichnet die Autorin die Entwicklung von Twesine im Kontext der Metallverarbeitung nach. Neben machtpolitischen und religiösen Beweggründen werde hier ein weiterer Grund für die Sachsenkriege Karls des Großen sichtbar. Nowak-Klimscha: "Die Erzlagerstätte Marsberg hatte die Begehrlichkeiten Karls des Großen geweckt. Es ist anzunehmen, dass er den Zugang zu ihr sicherstellen wollte und deshalb die Eroberung des Gebietes anstrebte." Die Bewohner der Siedlung Twesine hatten sich bereits früh auf die Produktion von Buntmetall und, in geringerem Umfang, auch Eisen spezialisiert. Insgesamt ist das Bestehen der Siedlung am Fuße des Eresberges, des heutigen Marsbergs, vom 6. bis 12./13. Jahrhundert belegt. Ihre Blütezeit hatte Twesine vom 6. bis 9. Jahrhundert. Dem Charakter der archäologischen Funde nach zu urteilen, ist Twesine zu keiner Zeit eine Siedlung mit bäuerlichem Schwerpunkt gewesen. Spätestens für das 7. Jahrhundert ist die Nutzung von Kupfererz der Lagerstätte Marsberg belegt. "Der Nachweis dieser frühen Nutzung kam vollkommen unerwartet", erklärt Nowak-Klimscha. "Zu jener Zeit gab es im ganzen nord- und mitteldeutschen Raum keine vergleichbaren Orte." Mit den Sachsenkriegen Karls des Großen wurde aus der Grenzregion ein Teil des Fränkischen Reiches. Die militärischen Auseinandersetzungen begannen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Twesine, denn die Eresburg war das erste Angriffsziel Karls des Großen. Mit der Eroberung der Region ging neben dem kulturellen Wandel auch ein Wandel in der Infrastruktur einher. Dieser bedeutete für Twesine das Ende der Metallverhüttung und vielleicht einen Bruch in der Besiedlungsgeschichte. Die Wüstung verliert jedenfalls an Größe und Funktion. Vermutlich sind ihre auf das Metallhandwerk spezialisierten Bewohner näher an Marsberg herangezogen. "Die archäologischen Untersuchungen und ihre Auswertung durch Frau Dr. Nowak-Klimscha ergaben zahlreiche neue Einblicke in das Leben und Wirtschaften der Menschen in einem der bedeutendsten Erzreviere Mitteleuropas", erklärt Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der LWL-Außenstelle Olpe. Die archäologischen Untersuchungen im Tal der Diemel werden demnächst fortgesetzt. Ziel ist es, weitere Erkenntnisse über die mittelalterliche und neuzeitliche Siedlungsgeschichte rund um Marsberg zu erhalten. Nowak-Klimschas Publikation hat den Grundstein hierfür gelegt. Die Publikation "Die früh- bis hochmittelalterliche Wüstung Twesine im Hochsauerlandkreis. Siedlungsentwicklung an der Grenze zum Frankenreich" (Band 54 der Reihe "Bodenaltertümer Westfalens") von Dr. Kristina Nowak-Klimscha wird von der LWL-Archäologie für Westfalen herausgegeben. Sie entstand als Dissertation an der Ruhr-Universität Bochum. Ihr zugrunde liegen archäologische Ausgrabungen der LWL-Archäologie für Westfalen. Das Werk wurde mit Mitteln des Ministeriums für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen realisiert. "Die früh- bis hochmittelalterliche Wüstung Twesine im Hochsauerlandkreis. Siedlungsentwicklung an der Grenze zum Frankenreich", von Kristina Nowak-Klimscha, herausgegeben von der LWL-Archäologie für Westfalen. Band 54 der Reihe "Bodenaltertümer Westfalens" Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2017 ISBN 978-3-8053-5122-5 Preis: 39,00 Euro Fotos: Blick auf die Grabungsfläche. Die Ausgrabung wurde im rollierenden Verfahren durchgeführt. Foto: LWL Die neue LWL-Publikation deckt die Bedeutung der mittelalterlichen Siedlung "Twesine" bei Marsberg auf. Foto: LWL #Marsberg #Niedermarsberg #Obermarsberg #Publikation #LWL #Mittelalter #Siedlung #Sauerland #HSK #Hochsauerlandkreis #Fruehmittelalter #Hochmittelalter #Wuestung #Twesine #Archaeologie #Ausgrabungen #2000 #2001 #Westfalen #Kupfer #Kupferverhuettung #Erzreviere #Europa #Mitteleuropa #KarlderGrosse #KristinaNowakKlimscha #Franken #Sachsen #Kaiser #Eresburg #Eresberg #Archaeologen #Gewerbegebiet #Ohmberg #VordemSchlage #Kupfererz #Metallverarbeitung #Sachsenkriege #Erzlagerstaette #Buntmetall #Eisen #Funde #Lagerstaette #Grenzregion #FraenkischesReich #Metallverhuettung #Besiedlungsgeschichte #Metallhandwerk #Untersuchungen #Auswertung #MichaelBaales #Olpe #Aussenstelle #LWLAussenstelle #Tal #Diemel #Siedlungsgeschichte #Frankenreich #Bodenaltertuemer #LWLArchaeologie #Dissertation #RuhrUniversitaet #Bochum #Ministerium #NRW #PhilippvonZabern #Darmstadt #Grabungsflaeche #Ausgrabung #UnserMarsberg
Allgemein
Neues aus unserer Warburger Nachbarschaft

3. Mai 2016
Neues aus unserer Warburger Nachbarschaft... Aktuelle Pressemeldung des LWL: Ausgrabungen sind jetzt beendet - Brände, Bestattungen und Bauwerke: Abschluss der Grabungen auf Warburger Burgberg Warburg (lwl). Brände, Reste der Innenbebauung, die ersten Gräber des Friedhofes: Die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben bei ihren Grabungen auf dem Burgberg in Warburg (Kreis Höxter) rund 1.500 Fundstücke geborgen. Jetzt sind die Grabungen nach vier Wochen abgeschlossen. Seit mehr als 50 Jahren boten die Bauarbeiten für die Brücke zum Chattenturm die erste Gelegenheit für die Archäologen, Einblick in die Substanz des Bodendenkmals auf dem Warburger Burgberg zu nehmen. In den 1960er Jahren hatten Archäologen zuletzt einen Blick in die Erde auf dem Warburger Burgberg und damit in die im Boden konservierte Geschichte werfen können. "Der geplante Bau der Brücke und die Fundamentierungen sind deshalb ein Glücksfall für uns", so Grabungsleiter Kim Wegener von der LWL-Archäologie für Westfalen. Die Funde werden jetzt in der Zentrale der LWL-Archäologie in Münster untersucht und ausgewertet. Die umfangreichsten Erkenntnisse konnten die Archäologen auf der südlichen Teilfläche gewinnen. Hier kamen nicht nur Reste der originalen Bausubstanz der mittelalterlichen Burgmauer, sondern auch komplexe Erdschichten zum Vorschein, die Aufschluss über die Innenbebauung, über Nutzungszeiträume und katastrophale Ereignisse geben. "Die Burg ist als Friedhof genutzt worden - daher war mit Ergebnissen in dieser Qualität nicht zu rechnen" schildert LWL-Experte Dr. Hans-Werner Peine. Im Boden blieben die Spuren von drei Bränden konserviert. Sie sind anhand von schwarzen Bändern in den Erdschichten zu erkennen. Die Keramik, die in diesen Brandschichten erhalten geblieben ist, stammt aus dem hohen und späten Mittelalter. Entsprechend muss es in diesen Zeiträumen zu den Zerstörungen durch Feuer gekommen sein. Auch steinerne Fundamente kamen zum Vorschein. Ihre Struktur deutet darauf hin, dass sich darüber früher ein Fachwerkbau erhoben hat. Zu den weiteren Funden gehören Keramikscherben und Eisenobjekte. Die meisten stammen aus der Zeit des 12. bis 14. Jahrhunderts. Diese Zeitspanne scheint somit den Hauptnutzungszeitraum der Burganlage zu umfassen. Einige wenige Scherben sind jedoch älter und zeigen, dass durchaus schon im 10. Jahrhundert Menschen den Burgberg bewohnten und nutzten. "Genaueres wird aber erst die endgültige Auswertung des Fundmaterials ergeben", so Peine. Auf der nördlichen Teilfläche des Ausgrabungsareals hatten es die Archäologen mit einem ganz anderen Thema zu tun. Hier liegt der vornehmlich historische und bis heute genutzte Burgfriedhof. Insgesamt drei Bestattungen konnten im Bereich eines Weges zwischen den modernen Grabbereichen untersucht werden. Sie stammten aus den späten 1860er und frühen 1870er Jahren und gehörten damit zur ersten Belegungsphase des Friedhofes. Neben den Skeletten dokumentierten die Archäologen Reste der zugehörigen Särge, von denen teilweise noch die Zierbeschläge aus Metall erhalten waren, sowie einzelne Knöpfe der Totenhemden. "Darüber hinaus fanden wir in einem Grab die Reste eines filigranen bronzenen Rosenkranzes", erläutert Wegener. Weitere Infos auch immer bei unseren Freunden unter: https://www.facebook.com/LWL2.0/?fref=ts #Warburg #LWL #Ausgrabungen #WarburgerBurgberg #Archaeologie #Burgberg #KreisHoexter #Hoexter #Chattenturm #Bodendenkmal #KimWegener #DrHansWernerPeine