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Ein Kreuzweg für St

15. April 2017
Ein Kreuzweg für St. Magnus Niedermarsberg Am Osterfest vor 125 Jahren bestellte Propst Schröder den Leidensweg Christi Niedermarsberg. Seit Jahrhunderten gehen am Karfreitag die Christen den Leidensweg Jesus Christus nach. Vom Kar- und Osterwochenende inspiriert, bestellte der damalige Propst Schröder vor 125 Jahren einen Kreuzweg für die St.-Magnus-Kirche Niedermarsberg. Die Original-Kohle-Zeichnungen der 14 Stationen, die in der Bildhauerwerkstatt Larenz angefertigt wurden, sind jetzt aufgetaucht. Der Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ erhielt sie für das Museum „Haus Böttcher – Marsbergs Haus der Geschichte aus 1589“. Im dazugehörigen, erläuternden Text ist folgender Wortlaut von Propst Schröder vermerkt: „…Der Brauch des Kreuzweg-Gehens ist seit dem 14. Jahrhundert verbreitet. Unser Bestreben, die Ereignisse um das Leiden und Sterben Christi unseren Gläubigen möglichst getreu vor Augen zu stellen, bedarf es eines eigenen Kreuzweges in St. Magnus…“ … „So ging man schon in Jerusalem den Weg nach, den Jesus von der Verurteilung bis zum Tod am Kreuz gegangen ist. Es ist nicht für alle Katholiken möglich, das Heilige Land zu besuchen und den Geist der Leiden jener Zeit aufzuspüren.“ … „Um den Leidensweg Christus vor Ort zu begehen…“ wurden bei Franz Larenz die Kreuzwegstationen am Osterfest 1892 in Auftrag gegeben, sodass die Kreuzweg-Teilnehmer praktisch selbst einmal die „Last Christi“ auf den Schultern spüren konnten und nicht zuletzt sollte auch die „eigene Schuld deutlich werden“, für die Jesus gestorben ist bzw. „mit der sie anderen das Leben zum Kreuzweg machen“. Der Kreuzweg von den Gebrüdern Larenz entstand nach dem Osterfest im Zeitraum von 1892 bis 1895. Die 14. Station wurde vom damaligen Männergesangverein „Concordia“ Niedermarsberg gestiftet. Nach dem Eintrag im Hauptbuch sind die Stationen zwischen 14. Juni 1892 und 11. April 1895 an Propst Schröder geliefert worden. Die Erstellungskosten bezifferten sich auf je 300 Mark pro Station, also zusammen 4.200 Mark. Propst Schröder hat einen Teil der Kreuzweg-Stationen aus seinem eigenen Vermögen bezahlt. Die Reliefs wurden „von Rahmen aus Eichenholz umfasst, die „eine gotisierende Verdachung und antikisierende Säulen an den Seiten hatten“, wie man sie ähnlich in der Nikolaikirche (auch ein Larenz-Kreuzweg) noch heute sehen kann. Während die Obermarsberger Stationen ein zurückgesetztes Giebeldreieck haben, umschloss hier das Dach das ganze Gehäuse. Die Niedermarsberger Rahmen waren deutlich aufwendiger als die für Obermarsberg gestaltet, mit langen Fialen auf den Ecken, die Seiten gefasst mit dünnen Säulchen auf hohem Sockel mit Maßwerk. Auch die Figuren hatten eine farbige Fassung bekommen. Sie standen vor einem goldfarbenen Hintergrund ohne Musterung. Die Tafeln haben eine Größe von 67 x 98 cm. Bei der Umgestaltung der Magnuskirche 1959 wurden die Kreuzwegstationen mit weiterem Inventar und zahlreichen Dekorstücken aus der Zeit um 1900 erstmal beseitigt. Man hielt generell mangelnde Gestaltungskraft vor. Der obere Teil der Kreuzwege mit dem Spitzbogen wurde abgetrennt, der stark gegliederte Rahmen durch eine neue, schlicht profilierte Umrahmung und der goldfarbene Hintergrund durch eine neutrale Farbe ersetzt. Die farbige Fassung wurde mehrmals überholt; der starke Glanz der heutigen Oberfläche der vor 125 Jahren in Auftrag gegebenen und wieder in der Magnuskirche angebrachten Kreuzwege steht allerdings in keinem angemessenen Verhältnis zur kraftlosen Farbigkeit. Weitere Kreuzwegstationen aus der Larenz Bildhauerei befinden sich neben den Niedermarsbergern in Obermarsberg, Rimbeck, Philadelphia, Kiedrich und Meggen. Nähere Informationen unter: www.Marsberger-Geschichte.de Fotos im Anhang: 01 Originale Kohle-Skizze der 4. Station des Kreuzweges in St. Magnus Niedermarsberg, 1892: "Jesus begegnet seiner Mutter". 02 Die Aufnahme aus den 1930er Jahren zeigt die Magnuskirche – von der Kirchstraße aus gesehen – in Niedermarsberg. Links ist das Gebäude der ehemaligen Schule zu erkennen. 03 Die zweite Station des Niedermarsberger Kreuzweges in der Propsteikirche Marsberg ist 1892 entstanden: „Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern“. 04 Eine weitere Skizze des Niedermarsberger Kreuzweges aus 1892: „Jesus begegnet den weinenden Frauen“ (Station 8). #Marsberg #Niedermarsberg #Kreuzweg #StMagnus #Ostern #Osterfest #1892 #PropstSchroeder #LeidenswegChristi #Karfreitag #Christen #Leidensweg #Jesus #Christus #Karwochenende #Osterwochenende #StMagnusKirche #KohleZeichnungen #14Stationen #Kreuzwegstationen #Bildhauer #Bildhauerwerkstatt #Larenz #Geschichtsverein #Heimatverein #MarsbergerGeschichten #MarsbergerGeschichte #Museum #HausBoettcher #MuseumHausBoettcher #MarsbergsHausderGeschichte #HausderGeschichte #1589 #Brauch #Kreuzweggehen #Jerusalem #HeiligesLand #FranzLarenz #GebruederLarenz #1895 #Maennergesangverein #MGV #ConcordiaChor #Concordia #Station #Nikolaikirche #Obermarsberg #LarenzKreuzweg #Magnuskirche #Kreuzwege #LarenzBildhauerei #Rimbeck #Philadelphia #Kiedrich #Meggen #Kirchstrasse #EhemaligeSchule #Propsteikirche #KohleSkizze #UnserMarsberg
„Wer hat an der Uhr gedreht…“ …

26. März 2017
„Wer hat an der Uhr gedreht…“ Ferdinand Scholand sorgt für die zeitliche Umstellung Oesdorf. Am letzten Sonntag im März werden unsere Uhren und Zeitmesser von der Winterzeit, der Normalzeit, auf die Sommerzeit umgestellt. Dabei werden um 2 Uhr in der Nacht die Zeiger eine Stunde vorgedreht. Das bedeutet, die Nacht ist eine Stunde kürzer und der Tag eine Stunde länger. Für die richtige Uhrzeit im Marsberger Ortsteil Oesdorf sorgt seit dem Jahr 2002 der 71-jährige Ferdinand Scholand. Vor ihm hatte dieses Ehrenamt seit den 1960er Jahren der ehemalige Gemeindediener Aloys Wiegers ausgeübt, weiß Scholand im Gespräch mit dem Marsberger Geschichts- und Heimatverein „Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V.“ zu erzählen. Ferdinand Scholand half ihm bereits etliche Jahre, sodass es schon fast auf der Hand lag, dass er einmal sein Nachfolger werden würde. Mit einem überdimensionalen Schraubenschlüssel bewappnet macht er sich zweimal im Jahr auf den Weg in den Kirchturm der 1892 erbauten und mit besonderem Inventar aus der Larenz-Werkstatt und dem Dalheimer Kloster ausgestatteten St. Johannes Baptist Kirche in seinem Heimatort Oesdorf, um das Ziffernblatt manuell von Hand umzustellen. Eine Stunde geht es diesmal nach vorne. Für die Winterzeit hat er es einfacher. Dann braucht er im Herbst das Ganze nur anhalten und kann eine Stunde warten. Auch das Aufziehen der Kirchturmuhr erledigt Scholand einmal wöchentlich. Dann hat er erstmal wieder 8 Tage Ruhe und die Oesdorfer eine genaue Zeit. Auf dem Weg zur Kirche berichtet Scholand, dass in früheren Zeiten dieser Job von der Gemeinde mit 60 DM jährlich honoriert wurde. Er erinnert sich auch, dass sein Vorgänger immer um 18 Uhr die Uhr aufzog und sie nach seiner Taschenuhr feinjustiert hatte. Im Kirchturm öffnet er knarrend eine dickwandige Tür. Eine schmale, dunkle Stiege macht sich auf. Nach der 46 Treppenstufen umfassenden Klettertour auf den Turm findet man ein mit unzähligen Zahnrädern, Lagern und Rädchen bestücktes Laufwerk der Uhr. Das Baujahr des Werkes der Turmuhrenfabrik von J. F. Weule aus Bockenem im Ambergau ist auf das Jahr 1914 datiert. – Deutsche Wertarbeit! Von Hand mit einer Kurbel kann sie aufgezogen werden. Ratternd setzt sich daraufhin der Seilzug in Bewegung, der die über zwei Zentner schweren Gewichte des Schlagwerks wieder in die richtige Höhe transportiert. Genau 165 Umdrehungen braucht man, um die gewaltigen Lasten wieder in die Ausgangsposition zu bringen. Das ist 10 Minuten Schwerstarbeit. Die Gewichte des Laufwerks sind leichter. Falls die Uhr mal zu schnell läuft, wird der „Pulsschlag“ einfach gestoppt. Die tickernde und surrende Mechanik schweigt dann erstmal. In der Zwischenzeit wird das Gewicht des Pendels etwas nach unten gerückt. Physikalische Erklärung: Der Weg, den das Gewicht zurücklegen muss, wird dadurch länger, also läuft die Uhr auch langsamer. Danach wird die Maschine mit einem Klacken wieder zu neuem Leben erweckt. Der Wandel der Jahreszeiten geht nicht spurlos an der alten, sensiblen Uhr aus Kaisers-Zeiten vorbei. Im Winter ist sie meistens etwas zu spät dran, während sie im Sommer es immer ein wenig zu eilig hat. Rund 1-2 Minuten holt sie dann an Vorsprung heraus. Dann muss nachgeregelt werden. Heutzutage ist allerdings nur noch ein Gewicht in Benutzung. Die gesamte Mechanik wird gewartet von der Fachfirma Petit & Gebr. Edelbrock aus der „Glockenhochburg“ Gescher. Kleinere Reparaturen übernimmt Ferdinand Scholand selbst. Er weiß auch vieles über die Geschichte der Turmuhr zu erzählen. 2006 wurde zur Siedlung „Grüne Aue“ hin endlich ein Ziffernblatt für diese auf der anderen Kirchturmseite wohnenden Bürger Oesdorfs angebracht, sodass auch sie eine genaue Zeit vor Augen haben. Sicherlich sind ihm und seinem Vorgänger im Zusammenhang mit der Zeitumstellung und dem Aufziehen der Turmuhr kleinere Fauxpas passiert. Ortschronistin Magdalene Breidenbach erinnert sich auch an eine Beerdigung im Ort, wo die Uhr schwieg. Da rief Schopohls Jupp an: „Die Uhr steht, gleich ist Beerdigung!“ Scholand vergaß auch mal den Zeitmesser für den Ort rechtzeitig aufzuziehen. Da folgte sofort frühmorgens erschrocken der Hinweis der Kirchenküsterin und er eilte praktisch auf Pantoffeln in seine Kirche, um Hand anzulegen. Damit bei dieser Zeitumstellung alles glatt läuft, geht er schon abends an sein Werk und sorgt für den richtigen Glockenschlag, um sich den „Nachtgang“ zu sparen. Auch für die Zukunft ist er gerüstet. Vor einiger Zeit hat der rüstige Rentner Scholand eine unikate Maschine entwickelt, die ihn auch für die kommenden Jahre jung hält. Er funktionierte einen alten Getriebemotor von einem Förderband um. Das mit einem Vierkant ausgestattet Konstrukt kurbelt auf Knopfdruck ab sofort die zenterschweren Gewichte in die Höhe. Technik die begeistert: Die alte Mechanik aus dem Jahr 1914 wurde somit auf einen Schlag zukunftsfähig für das 21. Jahrhundert. Fotos im Anhang: 01 „Wer hat an der Uhr gedreht…“ – Die Oesdorfer Kirchturmuhr wird von Ferdinand Scholand von Hand zeitlich umgestellt. Foto: Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. V. 02 Ferdinand Scholand macht sich auf den Weg zur Oesdorfer Kirche… Foto: Marsberger Geschichten – Schlüssel zur Vergangenheit e. 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