Andreas Karl Böttcher - Das Heimatportal

Ausgrabungen in Salzkotten

22. Oktober 2017

Archäologen erforschen Bürgermeister-Haus aus dem 17. Jahrhundert

Salzkotten (lwl). In Salzkotten graben Archäologen unter der Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die Fundamente zweier Häuser aus dem 17. Jahrhundert aus. Eines der Häuser war einst im Besitz des Bürgermeisters. Die Grundmauern sagen viel darüber aus, wie die Häuser über 400 Jahre hinweg immer wieder verändert und umgebaut worden sind.

Im historischen Zentrum der Innenstadt von Salzkotten untersucht ein Team von Archäologen seit sechs Wochen die Grundstücke Lange Straße 16 und 18. Die Forscher entdeckten hier Fundamente, Keller und Fußböden. Anhand der Zwischenwände können sie Rückschlüsse auf die ursprüngliche Raumaufteilung ziehen. Darüber hinaus fanden sie einen gut erhaltenen Fußboden: Bei diesem sogenannten Mosaik-Pflaster sind die Steine so zusammengesetzt, dass sie regelmäßige Muster ergeben. Die Stadt Salzkotten bemüht sich, das Pflaster zu erhalten.

Auf der Fläche standen zwei Häuser, die kurz nach dem Stadtbrand im Jahr 1633 errichtet worden sind. Eines der beiden Häuser gehörte im 17. Jahrhundert dem Bürgermeister Friedrich Anton Suren. Der amtierende Bürgermeister von Salzkotten, Ulrich Berger, verfolgt die Ausgrabung daher mit großem Interesse: „Ich bin gespannt, was die Archäologen über die Wohnstätte meines Amtsvorgängers vor knapp 400 Jahren herausfinden.“

Es ist das erste Mal, dass in der Salzkottener Altstadt Archäologen komplette Grundstücke freilegen. Den Forschern bietet sich so die Möglichkeit, die vollständige Baugeschichte eines Hauses zu erfassen. Für den LWL-Archäologen Dr. Sven Spiong hat die Untersuchung bisher sehr gute Ergebnisse geliefert: „Die Ausgrabung hat gezeigt, welche wichtigen Spuren zur Stadtgeschichte im Boden verborgen sind.“

Einzelne Funde wie eine Ofenkachel des 16. Jahrhunderts zeugen von einer früheren Nutzung des Areals durch wohlhabende Bürger. Die Bedeutung des Grundstückes wird durch seine Position an der östlich liegenden Marktstraße und dem nördlich angrenzenden Hellweg gestützt. Der Hellweg war schon im Mittelalter eine der bedeutendsten Handelsstraßen und die wichtigste Verkehrsachse durch die Stadt. Auch der Marktplatz und das Rathaus liegen in der Nachbarschaft der beiden Häuser. Das Grundstück gehört also zum ältesten Kern von Salzkotten.

Zudem ist die Lage des Bürgermeister-Hauses in unmittelbarerer Nähe zu den Salzquellen entscheidend, die um 1160 erstmals erwähnt werden. Der Wohlstand vieler Salzkottener Bürger und auch des Bürgermeisters basierte auf der Salzgewinnung.

Vor dem Abriss im Jahr 2012 haben Mitarbeiter der LWL-Denkmalpflege für Westfalen die beiden Häuser untersucht. Doch erst die Ausgrabung der Fundamente zeigt die bewegte Geschichte der Häuser in vollem Umfang. Mit ihren Besitzern änderte sich auch immer wieder die Nutzung der Gebäude, die daher mehrfach umgebaut wurden. Grabungsleiterin Marianne Moser von der archäologischen Fachfirma betont die Chancen einer Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen: „Derartige Ausgrabungen erforderten sowohl eine Auswertung der überlieferten Schriftquellen durch Historiker als auch ein geologisches Gutachten des Untergrundes.“

Die Grundmauern des einstigen Bürgermeister-Hauses werden schon bald wieder zugeschüttet. Im nächsten Jahr wird das Grundstück neu bebaut.

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Knien auf dem Fußboden des Bürgermeister-Hauses: Ludwig Bewermeier, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung der Stadt Salzkotten, Ulrich Berger, Bürgermeister der Stadt Salzkotten und Dr. Sven Spiong, Leiter der Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen in Bielefeld (v. l. n. r.). Foto: LWL/N. Wolpert

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Marianne Moser, Grabungsleiterin der archäologischen Fachfirma, mit einer gefundenen Ofenkachel. Foto: LWL/N. Wolpert

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Mit Grabungsplan und Münzfund: Ludwig Bewermeier, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung der Stadt Salzkotten, Ulrich Berger, Bürgermeister der Stadt Salzkotten und Dr. Sven Spiong, Leiter der Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen in Bielefeld (v. l. n. r.). Foto: LWL/N. Wolpert

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Kachel eines Ofens aus dem 16. Jahrhundert. Der Mann, der auf dem Hahn reitet, gilt als Symbol für die Wollust oder für den betrogenen Ehemann. Foto: EggensteinExca/Marianne Moser

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Der Fußboden des Hauses aus dem 17. Jahrhundert wird vom Grabungsteam freigelegt. Foto: EggensteinExca/Marianne Moser